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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0033
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Alexandrmische Studien.

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Apaturios von Alabanda1 malte im Ekklesiasterion von Tral-
les eine scaena: columnas, signa, centauros sustinentes epistvlia,
tholorum rotnnda tecta, fastigiorum prominentes versuras, coro-
nasque capitibus leoninis ornatas. Über das Ganze setzte er noch
eine episcaenus in qua tholi, pronai, semifastigia omnisque tecti
varius picturis fuerat ornatus. Auf die solche Unwahrscheinlich-
keiten tadelnde Rede des Licymnius hin, Apaturius contra respon-
dere non est ausus, sed sustulit scaenam et ad rationem veritatis
commutatam postea correctam adprobavit.
Die Zeit des Apaturios kann nicht sicher bestimmt werden.
Immerhin spricht der Zusammenhang, in dem er von Vitruv er-
wähnt wird, gegen seine Ansetzung in den Hellenismus. Vitruv
redet ja von der Malerei seiner Zeit und hat bei seinen Ausführungen
offenbar die Ausläufer des II. und den III. Stil, den des Augustus,
vor Augen. An ihm rügt er die Maßlosigkeit, die ohne Rücksicht
auf tektonische Möglichkeit die phantastischsten Bauten auf-
einander türme zu rein dekorativer Wirkung. Was weiter folgt,
bedeutet: „wie vernünftig war man doch dagegen in Tralles. Als
dort ein Maler versuchte, derartige Dinge einzuführen, widersprach
man ihm; er ließ sich belehren und brachte an der Wand eine der
Wirklichkeit entsprechende Malerei an: Utinam dii immortales
fecissent, uti Licymnius revivisceret \“
Licymnius ist also tot, ob schon seit längerer Zeit, sagt Vitruv
nicht. Wenn er aber Apaturios so direkt zu den Bestrebungen
seiner eigenen Epoche in Beziehung setzt und von ihm dieselben
seiner Ansicht nach verfehlten Malereien berichtet, die zu Vitruvs
Zeit die italischen Maler pflegten, so ist es sehr wahrscheinlich,
daß er von Apaturios als von einer zeitgenössischen Erscheinung
spricht, die nur wenige Jahre vorauf liegt.
Mau meinte, die Malereien des Apaturios könnten sowohl
im II., wie im III. oder im IV. Stil gehalten gewesen sein. Stud-
niczka hat demgegenüber mit Recht betont, daß nur der II. in
Betracht kommen könne2. Und es ist kein Grund vorhanden,
Apaturios älter anzusetzen, als den II. Stil in Pompeji.
Apaturios versuchte also, die Wände des Ekklesiasterions von
Tralles im II. Stil auszumalen. Da wird heftiger Widerspruch
laut. Der Redner fürchtet für den guten Ruf seiner Stadt und
1 Vitruv VII, 5, 5.
2 Tropaeum Trajani S. 67.
 
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