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Pagenstecher, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 12. Abhandlung): Alexandrinische Studien — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37645#0041
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Alexandrinische Studien.

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bekrönt werden, und in deren Interkolumnien, wie in Hasne,
Statuen stehen. Daß hier keine Tholos vorhanden ist, ist von
untergeordneter Bedeutung, da uns das herkulanische Bild lehrte,
daß sie in diesem Zusammenhang sonst vorkommt. Die Ähnlich-
keit in der Gesamtanlage könnte nicht größer sein. Der Beweis,
daß die obere Architektur von Hasne einem Privathaus, wohl
einem Palast entnommen wurde, ist geliefert.
Das Untergeschoß des pömpejanischen Bildes stimmt mit dem
von Hasne nicht vollständig überein. Abgesehen davon, daß der
Eingang nicht mit einem Giebel überdacht und ohne Säulenstel-
lung ist, liegt er auch zwischen vorspringenden Wänden zurück,
wie es die Architektur einiger peträischer Fassaden leicht andeutet.
Unter- und Obergeschoß decken sich zwar auch auf der Malerei
nicht ganz, das obere greift weiter zurück und läßt zwischen seinen
Flügeln einen Raum frei, der das Dach des Untergeschosses bildet,
wenn nicht etwa ein durch beide Stockwerke durchgehender Hof
anzunehmen ist. Für diese Differenz zwischen Hasne und echten
Villenarchitekturen tritt ein anderes Bild ein: Neapel 99541. Hier
erblicken wir einen zweistöckigen Villenbau, dessen Front aus
einer oberen und einer unteren Säulenhalle besteht. Das obere
Geschoß entspricht der Hasnefassade. Die Halle greift mit zwei
Flügeln rechtwinklig vor. Ihre Mitte bildet anstatt des runden
ein rechteckiger kleiner Aufbau. Das Untergeschoß springt unter
dem Obergeschoß vor. Es ist nicht durch ein Giebelportal sondern
durch ein kleines vorspringendes Halbrund zugänglich. Hier haben
wir also eine Architektur vor uns, welche in ihrem Prinzip der-
jenigen von Hasne aufs beste entspricht, sogar noch barocker ist
als diese.
Den Umweg über die Malereien der pömpejanischen Wände
brauchen wir zur Erklärung der Petrafassaden also nicht
zu machen. Unsere Auffassung ist die viel einfachere. Der alte
Gedanke, daß das Grab das Wohnhaus nachbilden soll, wirkt
auch hier. Die reichen Gräber ahmen die Häuser der Reichen
nach: ihre Villen und Paläste. Die stets Architektur bleibenden
peträischen Fassaden unterscheiden sich eben durch diese Wirklich-
keit von den gewöhnlich zum Vergleich herangezogenen Architektur-
prospekten. Diese verflüchtigen vielmehr die in Petra vorliegenden
Ideen zu nur der Malerei erlaubten Unmöglichkeiten. Der Weg

1 Rostowzew a. a. O. Abb. 44.
 
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