58
Rudolf Pagenstecher.
Original unserer Statuette gestanden haben. Wie Lysipp für Alyzia
in Akarnanien eine Serie von Heraklestaten schuf, so hat einer von
seinen Schülern den Auftrag erhalten, einen Hermeszyklus in
Einzelstatuen und Gruppen für Alexandrien zu arbeiten. Vom
Hermes Enagonios in Unterägypten haben wir nämlich nicht nur
durch unsern Diskoswerfer Kunde; der Gott als Sieger im Ring-
kampf ist ebenfalls in Repliken erhalten1.
Die eine von diesen ist schon längst bekannt und von
R. Förster veröffentlicht worden. Sie stammt aus Antiochia,
stellt aber den gleichen ägyptischen Gott dar, wie unsere Bronze.
Hermes hat das linke Bein weit vor, das rechte zurückgestellt und
ist in lebhaftem Vorwärtsschreiten begriffen. Ein Jüngling kniet
zwischen seinen Beinen auf dem rechten Knie, während das linke
Bein durch das entsprechende des Gottes niedergehalten wird.
Den rechten Arm des Besiegten faßt Hermes mit der linken Hand
und dreht ihn zurück, während er mit der rechten das Haupt des
Gegners zur Erde zu drücken sucht. Dieser findet seinen letzten
Halt im linken Arm, indem er die Hand fest auf die Erde stemmt
und sich so aufrecht hält. Der Gott würdigt den Unterliegenden
keines Blickes; er schaut über ihn hinweg als bedürfe es keiner
Anstrengung. Der Kopf ist besser erhalten, als der des Diskoboi.
Namentlich das Profil, welches mit der kräftigen Nase und dem halb
geöffneten Mund dem Jüngling von Antikythera gleicht, kommt vor-
trefflich zur Geltung. Die Teilung der Stirn ist hier wie dort die
gleiche, und die Kopfbinde erkennen wir auch hier. Wenn diese
Gruppe auch wesentlich besser gearbeitet ist als der SieGLiNsche
Hermes, so entsprechen doch nicht nur die Äußerlichkeiten des Kopf-
schmuckes, sondern ebenso sehr die Proportionen des Körpers dem
letztem vollkommen, und damit kommen wir mit der Ringergruppe
ebenfalls in die Zeit Lysipps, ein Ansatz, den schon Förster ver-
treten hat. Den Kopf des Gegners glaubte Schreiber in dem
sogenannten sterbenden Alexander wieder zu erkennen2, doch hat
er den Beweis nicht einwandfrei erbracht und so hat diese Zutei-
lung weiter keine Beachtung gefunden. Diese Komposition des
Hermes im Ringkampf läßt sich ebenfalls auf Ägypten zurück-
führen. Von hier-stammt nämlich nicht nur eine zum Herakles-
abenteuer umgewandelte Replik, sondern auch eine Miniaturgruppe
1 SiEGLiN-ScHREiBER II 1 A, Text zu Tafel 23.
2 Studien usw. 98 f.
Rudolf Pagenstecher.
Original unserer Statuette gestanden haben. Wie Lysipp für Alyzia
in Akarnanien eine Serie von Heraklestaten schuf, so hat einer von
seinen Schülern den Auftrag erhalten, einen Hermeszyklus in
Einzelstatuen und Gruppen für Alexandrien zu arbeiten. Vom
Hermes Enagonios in Unterägypten haben wir nämlich nicht nur
durch unsern Diskoswerfer Kunde; der Gott als Sieger im Ring-
kampf ist ebenfalls in Repliken erhalten1.
Die eine von diesen ist schon längst bekannt und von
R. Förster veröffentlicht worden. Sie stammt aus Antiochia,
stellt aber den gleichen ägyptischen Gott dar, wie unsere Bronze.
Hermes hat das linke Bein weit vor, das rechte zurückgestellt und
ist in lebhaftem Vorwärtsschreiten begriffen. Ein Jüngling kniet
zwischen seinen Beinen auf dem rechten Knie, während das linke
Bein durch das entsprechende des Gottes niedergehalten wird.
Den rechten Arm des Besiegten faßt Hermes mit der linken Hand
und dreht ihn zurück, während er mit der rechten das Haupt des
Gegners zur Erde zu drücken sucht. Dieser findet seinen letzten
Halt im linken Arm, indem er die Hand fest auf die Erde stemmt
und sich so aufrecht hält. Der Gott würdigt den Unterliegenden
keines Blickes; er schaut über ihn hinweg als bedürfe es keiner
Anstrengung. Der Kopf ist besser erhalten, als der des Diskoboi.
Namentlich das Profil, welches mit der kräftigen Nase und dem halb
geöffneten Mund dem Jüngling von Antikythera gleicht, kommt vor-
trefflich zur Geltung. Die Teilung der Stirn ist hier wie dort die
gleiche, und die Kopfbinde erkennen wir auch hier. Wenn diese
Gruppe auch wesentlich besser gearbeitet ist als der SieGLiNsche
Hermes, so entsprechen doch nicht nur die Äußerlichkeiten des Kopf-
schmuckes, sondern ebenso sehr die Proportionen des Körpers dem
letztem vollkommen, und damit kommen wir mit der Ringergruppe
ebenfalls in die Zeit Lysipps, ein Ansatz, den schon Förster ver-
treten hat. Den Kopf des Gegners glaubte Schreiber in dem
sogenannten sterbenden Alexander wieder zu erkennen2, doch hat
er den Beweis nicht einwandfrei erbracht und so hat diese Zutei-
lung weiter keine Beachtung gefunden. Diese Komposition des
Hermes im Ringkampf läßt sich ebenfalls auf Ägypten zurück-
führen. Von hier-stammt nämlich nicht nur eine zum Herakles-
abenteuer umgewandelte Replik, sondern auch eine Miniaturgruppe
1 SiEGLiN-ScHREiBER II 1 A, Text zu Tafel 23.
2 Studien usw. 98 f.