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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0091
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Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst. 91
einen Ort verschleppt wurde, wo keine Spur von arabischen
Kenntnissen vorhanden war, wo man also die Worte nicht als ara-
bische Zahlwörter erkannte, sondern für die fremden Namen der
Zahlzeichen hielt. Von jenem Urtext aus muß sich dann das
literarische Kuriosum weiter verbreitet haben; ein literarisches Ku-
riosum ohne alle sachliche Bedeutung bleibt diese ganze Einführung
arabischer Namen für Zahlzeichen, die ebensogut lateinisch be-
nannt werden konnten und benannt wurden.1 *
Es wäre auch an die Analogie der Übertragung der semitischen
Buchstabennamen zu den Griechen zu erinnern. Wie dort die
fremden Zeichen mit ihren unverstandenen Namen übertragen wurden,
so werden in der Übergangszeit die arabischen Zahlwörter als
„Namen“ für die Ziffern gebraucht worden sein.
Von dem Verfasser der bekannten Merkverse (Cantor I3, S. 893)
kann man sagen, daß er weder arabisch verstand noch von der
arabischen Herkunft der Worte etwas wußte; er hätte sie doch
sonst unmöglich unbesehen beibehalten können. Gleichwohl glaube
ich selbst in diesen Versen, wo sie nicht reines Wortgeklingel
sind, Anklänge an arabische Zusammenstellungen über die „Eigen-
schaften der Zahlen“ nachweisen zu können, möchte sie also nicht
wie Cantor nur als Gedächtnisverse zur Einprägung der fremdartigen
Wörter betrachten. Man findet z. B. bei den Ihwän as-safä (ed.
Bombay I, 29—31) einen solchen Abschnitt oooJl über
die Eigenschaften der Zahl; darin heißt die 1 Wurzel QCM asl)
und Ursprung der Zahlen, die 2 ist die erste eigentliche Zahl,
die 3 die erste unpaarige Zahl, die 4 die erste Quadratzahl
öCks. adad magdur), die 5 die erste Kreiszahl (wegen
5 . 5 = 25, 5-25 = 125), die 6 die erste vollständige Zahl
(j»Lj 'adad tämm), die 7 die erste vollkommene Zahl QUA
'adad kämil), die 8 die erste Würfel- oder Körperzahl, die 9 das

1 So in dem von V. Mortet in seinem Aufsatz „Le plus ancien traite
franqais d’algorisme“ (Bibi. Math., 3. Folge, Bd. 9, 1908/9, S. 55) mitgeteilten
Carmen de algorismo, wo es heißt:
Haec algorismus ars praesens dicitur, in qua
Talibus Indorum fruimur bis quinque figuris:
0.9.8.7.6.5.4.3.2.1.
Primaque significat unum; duo vero secunda;
Tertia significat tria ; sic procede sinistra,
Donec ad extremum venias, quae cifra vocatur,
Quae nil significat: dat significare sequenti.
 
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