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Asmus, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 3. Abhandlung): Der Alkibiades-Kommentar des Jamblichos als Hauptquelle für Kaiser Julian — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37636#0058
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58

Rudolf Asmus:

des έπανάγεσΑαι (vgl. 283,27 άνάγεσθαι : Resp. 532 B έπάνοδος)
zu seinem Vater, d.h. zu dem PJ 25ff. von Jamblichos so genann-
ten πατήρ νοητός bezw. dem άλη-θ-ινός πατήρ των ψυχών gewürdigt,
mit welchem das höchste, den intellektuellen Götter- und Seelen-
vater in sich schließende Prinzip gemeint ist.
285,2—287,11. Bei dem orphischen Dionysos kann man
im Gegensatz zu Herakles nicht von einer sich im Diesseits voll-
ziehenden menschenähnlichen Entwicklung, sondern nur von einer
im Jenseits präexistent vorhandenen und verharrenden göttlichen
Substanz und einer von dieser ausgehenden dämonischen έκφαν-
σής1 reden. Die Vermenschlichung gehört bloß dem Mythus an
(P 51 ff.; 71; vgl. 285, 10 πάντων ... όμοΰ πυρουμένων; 286, 14
τό πυρ ρυέν : VI 236, 15; VII 286, 1 ή σπορά διά των κεραύνιων: vgl.
S. 17 ζ. VI 236,15). Seine, angebliche Geburt ist lediglich eine
απορροή oder eine άπόρροια και ελλαμψις des in Zeus geborgenen
νους, der als Äquivalent zu "Ηλιος νοερός nicht nur mit dem νους,
sondern auch mit dem νοερόν πυρ2 gleichbedeutend ist. — 285, 11.
Sein vorschnelles Zurweltkommen bezw. 286, 13 die vor dem
είμαρμένος χρόνος erfolgte Vorherverkündigung dieses Ereignisses
ist als die verfrühte Vorwegnahme seiner επιφάνεια (286, 10) eine
mythologische Parallele zu der überstürzten επιφάνεια des Alki-
biades 124C: vgl. 118B. Wie der 127E zum μάντις gestempelte
Sokrates-νους d. h. seine πρόνοια 105A von dieser vorhersagt,
τούτο . . . έσεσ-Οαι μάλα ολίγων ήμερων, so heißt jene im Munde
(286,11 προαγορεύειν; 286,25 πρόρρησις) der 286,26 zur ersten
ίερόφαντις des Gottes umgedeuteten Semele 286, 10 έσομένη . . .
ούκ ές μακράν. Ihre mythische Hemmung und Vervollkommnung
durch Zeus entspricht der durch das δαιμόνιον des Sokrates bewirkten
Verzögerung, die der ungestüme Eifer seines Lieblings erfährt.
Denn die wirkliche, gottgewollte επιφάνεια ist nach 0 175 z. 124C;
P 166 gleichbedeutend mit der Erscheinung des göttlichen νους,
die bislang bei diesem noch nicht eingetreten war.
In den zu früh verkündeten όργια (286, 12) des Dionysos ist
wohl die Betätigung des όργάν wiederzuerkennen, das nach P 122
z. 104 G dem empfangenden Alkibiades-λόγος gegenüber dem
gebenden Sokrates-νους eigentümlich ist. Dieser Analogie ent-
sprechend erinnert auch das dem Gotte 285, 16 wie Sallust. 6H
1 Vgl. Procl., Instit. theol. 125 bei Creuzer, Initia III 186.
2 S. Kroll, De orac. 53.
 
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