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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0004
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4

Martin Dibelius:

kultische Bedeutung zudem die hermetischen Texte, vor allem
die sog. ,,Prophetenweihe“, haben, ist umstritten, und so kommt
die kultische Seite der Mysterien, so kommen namentlich alle
damit zusammenhängenden Einzelfragen für Reitzen stein, der
durchgehende Entwicklung aufzeigen will, weniger in Betracht.
Mit der Frage, was in der initiationsfeier der Isis-Mysterien
geschehen sei, hat sich de Jong in zwei Arbeiten ausführlich be-
schäftigt1. Er hat das zweifellose Verdienst, die Untersuchung
der Isis-Mysterien von dem Druck der Hypothesen über die Eleu-
sinien befreit zu haben. Nachdem er in seiner Dissertation auf
den Zusammenhang von Magie und Mysterien geführt worden
ist, hat er es in einer größeren Arbeit unternommen, nicht nur die
antiken Nachrichten auf diesen Zusammenhang hin zu unter-
suchen, sondern auch moderne Berichte über spiritistische und
andere „okkulte“ Phänomene heranzuziehen und zu erwägen, in-
wieweit diese Erscheinungen dem, was der Isismyste bei Apuleius
erlebt, vergleichbar seien. Allein die Untersuchung und Beurtei-
lung dieses Materials zieht, wie begreiflich, das Interesse auf sich,
ja wird nahezu Selbstzweck; und so besteht die Ausbeute dieser
Erörterung für unser Verständnis der Isis-Mysterien zumeist in
allgemein gehaltenen Vermutungen. Vor allem aber werden das
subjektive Element — visionäres Erleben — und das objektive
— kultisches Handeln — keineswegs gegeneinander abgewogen;
ja das letztere tritt völlig in den Hintergrund. Für die Religions-
geschichte ist es aber mindestens ebenso wichtig, dies eine zu wis-
sen, was man dem heiligen Ritus folgend in der Weihefeier der
Isis vorgenommen hat, wie das andere, was der einzelne oder
vielleicht — unter dem Zwang einer sukzessiven Massensuggestion
— alle Eingeweihten während der Initiation an Halluzinationen
erlebt und an Stimmungen gefühlt haben.
Ich versuche der Lösung dieser Fragen durch eine Interpre-
tation der in Betracht kommenden Stellen hei Apuleius näher
zu kommen. Die sich dabei ergebenden Beobachtungen zur Ter-
minologie der Mysterien werden es gestatten, den Blick zum Schluß
über die Isismysterien hinaus auf weitere religionsgeschichtliche
Zusammenhänge zu richten.
1 K. Η. E. de Jong, de Apuieio Isiacorum mysteriorum teste, Diss.
Leiden 1900. —· Derselbe, Das antike Mysterienwesen in religionsgeschicht-
licher, ethnologischer und psychologischer Beleuchtung, Leiden 1909. —
Ich zitiere diese Arbeit als de Jong, jene als de Jong Dissertation.
 
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