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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 4. Abhandlung): Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37637#0035
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Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten.

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λαμβάνειν und das έμβατεύειν, zusammenzufassen1, —vielleicht mit
besonderer Betonung eigener Tätigkeit ?
Dann erhalten wir folgendes Bild von dem, was diese Τεοπρόποι
in Klaros erlebten. Zuerst unterzogen sie sich der μύησις, die im
παραλαμβάνειν τά μυστήρια bestand; man könnte an die mandata
quae uoce meliora sunt denken, die Lucius bei Apuleius Met.
XI 23 empfängt, oder auch an heilige Gegenstände, wie sie Apu-
leius (Apol. 55) im Hause aufbewahrt. Nun wird er zugelassen
— zur Epoptie nach dem üblichen Sprachgebrauch der Mysterien2,
zum έμβατεύειν wie es hier heißt. Es ist der zweite Akt der Hand-
lung, die als Ganzes έπετέλεσε και μυστήρια heißt3. Und darum glaube
ich nicht, daß dies „Betreten“ von der Orakelgrotte gesagt ist.
Die Benutzung des Orakels ist vielleicht in dem έχρήσαντο der
ersten von unseren sechs Inschriften angedeutet; nötig war eine
solche Andeutung überhaupt nicht, denn die Gesandten werden
ja überall als Τεοπρόποι eingeführt. Vielmehr wird έμβατεύειν
auf das „Betreten“ des inneren Heiligtums (im Tempel) zu be-
ziehen sein4; έμβατεύειν wäre dann also die technische Bezeich-
nung des eigentlichen Mysteriums, zu dessen würdiger Begehung
die Myese (oder das παραλαμβάνειν τά μυστήρια) tauglich machte.
Daß ein Mysterium mit έμβατεύειν bezeichnet werden kann,
bedarf keiner Begründung, nachdem auch der Inhalt der Feier
bei Apuleius sich im wesentlichen als ein solches „Betreten“ unter
göttlichem Schutze herausgestellt hat5. Ob es sich auch hier um
ein Heiligtum handelt, das eines kosmischen Raumes Abbild ist,
kann bezweifelt werden; vielleicht verhilft uns die Arbeit des
Spatens noch zu neuen Erkenntnissen. Aber das kann behauptet
werden, daß die Inschriften aus Klaros einen technisch-kultischen

1 So erklärt auch Ramsay, Athenaeum 1913, I, S. 107.
2 Vgl. Lobeck, Aglaophamus I 31 ff.
3 μυστήρια, in έπιτελεΐν τά μ. ist also etwas anderes wie das gleiche
Wort in παραλαμβάνειν τά μ. Ebenso heißt in den Eleusinien μύησις der
Akt vor der Epoptie (Lobeck a. a. Ο. I 35), bei Theo Smyrnaeus expos. rer.
math. I p. 14 TIiller ist μύησις aber die ganze Handlung einschließlich der
Epoptie. Auch ist -αράδοσις an dieser Stelle die Handlung zwischen καθαρμός
und έποπτεία, traditio aber bei Apuleius Met. XI 21 die ganze Initiation.
4 Ramsay, Athenaeum 1913, I, 107 erklärt in mir unverständlicher
Weise: “perhaps, then, έμβατεύειν implies ‘to put foot on the threshold’
i. e. enter of the new life of the initiated.”
5 Ich verweise hier nochmals auf den zusammenfassenden Ausdruck
Apuleius Met. XI 21 ad arcana purissimae religionis secreta peruadere.
 
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