Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten.
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der Ekstase, die sein Fuß nachher betreten darf. Unter den zahl-
reichen bei Apuleius berichteten Visionen kommt als Parallele
besonders die in Rom vor der zweiten, der Osiris-Weihe, erlebte Schau
in Betracht (Met. XI 27): nam proxuma nocte uidi quendam de
sacratis linteis iniectum (das ist der künftige Mystagoge), qui
thyrsos et hederas et tacenda quaedam gerens ad ipsos meos lares
collocaret et occupato sedili meo religionis amplae denuntiaret
epulas (das ist anscheinend ein Teil der künftigen Weihe).
Diese Beziehung der Paulus-Worte auf visionäres Schauen
empfiehlt sich um so mehr, als wir auch hier annehmen dürfen, daß
die Räume, die der Myste „betritt“, kosmische Bezirke darstellen.
Denn kosmische Gottheiten sind es, die in der θρησκεία των
άγγέλων1 verehrt werden: die στοιχεία (2, 8). Und auch sonst
bestätigen die Worte des Paulus, daß die φιλοσοφία im Grunde
eine Mysterienreligion war. Vielleicht haben manche Worte über
Christus antithetische Beziehung auf das Heilsgut der Mysterien:
Paulus spricht von dem in Christus geoffenbarten μυστήριον (1, 26),
von den in ihm verborgenen Schätzen der σοφία und γνώσις (2, 3).
Vielleicht ist auch κατά την παράδοσιν των άνθρώπων (2, 8) mit
Anspielung auf den παράδοσις = traditio genannten Vorgang bei der
1 Daß hier . άγγελοι und nicht στοιχεία gesagt wird, muß durchaus
nicht als Akkomodation der Mysterienpriester oder des Paulus an den jüdisch-
christlichen Sprachgebrauch verstanden werden. Denn άγγελος wird auch
außerhalb dieses Kreises verwendet, so von dem Sabaziospriester, der seiner
Gattin Vibia das berühmte Grabgemälde in der Praetextatkatakombe ge-
widmet hat; vgl. darüber und über andere Beispiele mein Buch „Die Geister-
welt im Glauben des Paulus“ S. 209ff. — Überhaupt zwingt uns keine Äuße-
rung im Briefe des Paulus, auf jüdische Einflüsse in Kolossä zu schließen.
Denn 2,11 περιετμήθητε περιτομή άχειροποιήτω — zu den Christen gesagt—,
ist vielleicht gar keine antithetische Anspielung auf die Mysterienreligion,
sondern einfach Reproduktion christlicher Taufbelehrung. Wenn es aber
doch Beziehung zu dem fremden Kult haben sollte — Sinn: ihr braucht euch
also nicht äußerlich „beschneiden“ zu lassen —, so könnte an die Selbstver-
stümmelung von Mysterienpriestern erinnert werden. Und wenn der in Kolossä
eingedrungene neue Kult Feste nach astraler Berechnung feierte — was
ohnehin wahrscheinlich —, so konnte Paulus schreiben (2,16) μή ούν τις
υμάς κρινέτω .... ευ μέρει έορτής ή νεομηνίας ή σαββάτων, ohne daß man des-
halb an die Einführung des jüdischen Festkalenders zu denken hätte. Die
Stelle vom Gesetz aber, 2,14, ist wohl nicht ohne Absicht so allgemein ge-
halten; Gott hat uns durch das Kreuz Christi von den δόγματα befreit und
hat — 2, 15 — zugleich über die άρχαί καί έξουσία triumphiert. Beides
scheint zusammenzugehören — ein Hinweis auf die δόγματα der στοιχεϊα-
Religion!
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der Ekstase, die sein Fuß nachher betreten darf. Unter den zahl-
reichen bei Apuleius berichteten Visionen kommt als Parallele
besonders die in Rom vor der zweiten, der Osiris-Weihe, erlebte Schau
in Betracht (Met. XI 27): nam proxuma nocte uidi quendam de
sacratis linteis iniectum (das ist der künftige Mystagoge), qui
thyrsos et hederas et tacenda quaedam gerens ad ipsos meos lares
collocaret et occupato sedili meo religionis amplae denuntiaret
epulas (das ist anscheinend ein Teil der künftigen Weihe).
Diese Beziehung der Paulus-Worte auf visionäres Schauen
empfiehlt sich um so mehr, als wir auch hier annehmen dürfen, daß
die Räume, die der Myste „betritt“, kosmische Bezirke darstellen.
Denn kosmische Gottheiten sind es, die in der θρησκεία των
άγγέλων1 verehrt werden: die στοιχεία (2, 8). Und auch sonst
bestätigen die Worte des Paulus, daß die φιλοσοφία im Grunde
eine Mysterienreligion war. Vielleicht haben manche Worte über
Christus antithetische Beziehung auf das Heilsgut der Mysterien:
Paulus spricht von dem in Christus geoffenbarten μυστήριον (1, 26),
von den in ihm verborgenen Schätzen der σοφία und γνώσις (2, 3).
Vielleicht ist auch κατά την παράδοσιν των άνθρώπων (2, 8) mit
Anspielung auf den παράδοσις = traditio genannten Vorgang bei der
1 Daß hier . άγγελοι und nicht στοιχεία gesagt wird, muß durchaus
nicht als Akkomodation der Mysterienpriester oder des Paulus an den jüdisch-
christlichen Sprachgebrauch verstanden werden. Denn άγγελος wird auch
außerhalb dieses Kreises verwendet, so von dem Sabaziospriester, der seiner
Gattin Vibia das berühmte Grabgemälde in der Praetextatkatakombe ge-
widmet hat; vgl. darüber und über andere Beispiele mein Buch „Die Geister-
welt im Glauben des Paulus“ S. 209ff. — Überhaupt zwingt uns keine Äuße-
rung im Briefe des Paulus, auf jüdische Einflüsse in Kolossä zu schließen.
Denn 2,11 περιετμήθητε περιτομή άχειροποιήτω — zu den Christen gesagt—,
ist vielleicht gar keine antithetische Anspielung auf die Mysterienreligion,
sondern einfach Reproduktion christlicher Taufbelehrung. Wenn es aber
doch Beziehung zu dem fremden Kult haben sollte — Sinn: ihr braucht euch
also nicht äußerlich „beschneiden“ zu lassen —, so könnte an die Selbstver-
stümmelung von Mysterienpriestern erinnert werden. Und wenn der in Kolossä
eingedrungene neue Kult Feste nach astraler Berechnung feierte — was
ohnehin wahrscheinlich —, so konnte Paulus schreiben (2,16) μή ούν τις
υμάς κρινέτω .... ευ μέρει έορτής ή νεομηνίας ή σαββάτων, ohne daß man des-
halb an die Einführung des jüdischen Festkalenders zu denken hätte. Die
Stelle vom Gesetz aber, 2,14, ist wohl nicht ohne Absicht so allgemein ge-
halten; Gott hat uns durch das Kreuz Christi von den δόγματα befreit und
hat — 2, 15 — zugleich über die άρχαί καί έξουσία triumphiert. Beides
scheint zusammenzugehören — ein Hinweis auf die δόγματα der στοιχεϊα-
Religion!