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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 11. Abhandlung): Die Beschaffenheit des hoechsten Objekts — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37673#0031
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Die Beschaffenheit des höchsten Objekts.

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h'cA, die Setzung des ,,Anderen Menschen" als eines psychophysi-
schen, das heißt objektiv-seelenhaften Wesens. Für diesen ent-
scheidenden ersten Schritt fordern wir die größte Strenge der
Begriffserfassung und erlauben keineswegs, ihn, wie es so oft
geschieht, leichthin zu tun, als ob es sich bei der Annahme ,,anderer
fche" um ein Selbstverständliches handle. Wer aber einmal den
ersten Schritt getan hat, der darf weitere Schritte tun und zwar
allemal da, wo ihm Ganzheit entgegentritt, die er ,,mechanisch"
nicht auflösen kann. Die weiteren Schritte aber, welche er tun
darf und tut, die machen ihm die gesamte belebte Natur, auch
im sogenannten Physiologischen, gleichsam zum ,,Du". Und
nun hat alle Naturforschung, die vom Ganzen handelt, die ge-
samte Biologie also und vielleicht sogar gewisse Seiten der Lehre
vom. sogenannten Unbelebten, auf einmal etwas erhalten, was
man am besten mit einem K antischen Ausdruck als Würde be-
zeichnen kann. Gewiß, ,,das Leben" in der ganzen Fülle seiner
Ausprägungen bleibt auch jetzt noch immer entlegen, mehr ge-
ahnt als gekannt, menschenfremd; aber dennoch ist es menschen-
verwandt geworden, ist es zu einem Etwas geworden, welches
wesensverwandt ist dem, was der Mensch als Wissenswesen in
Form des Ich, welches um sich selbst und um sein Wissen weiß,
am allerbesten kennt. Der Inhalt des eigentlichen Naturwissens
aber wird so zur Quelle des, freilich nur ahnenden, Wissens um
den ganzen Reichtum des wahrhaft Seienden; nie könnte dieser
Reichtum erschaut werden, wollte das Ich immer nur bei sich
selbst und bei seiner beschränkten Wissensform stehen bleiben.
 
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