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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 13. Abhandlung): Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37675#0016
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61

A. von Domaszewski:

Und doch haben diese elenden Fälschungen die Forschung
über die Quellen der Alexandergeschichte beeinflußt. Droysen
hat richtig gezeigt1, daß nach dem großen Fragment, Arrian anab.
7, 25 = Plutarch Alexander 76, zu schließen, die Ephemerides
Alexander des Großen ein Hofjournal waren. Und zwar nach
persischer Sitte2 entsprechend dem Hofzeremoniell der letzten
Zeit Alexanders. Daß dies auch am macedonischen Hofe Sitte
gewesen, dafür ist man den Beweis schuldig geblieben. Indem
Wilcken3 die ύπομνηματι,σμοί Alexanders mit den Ephemerides
identifizierte, und nun gar die υπομνήματα eines Beamten Aegyp-
tens aus der Zeit des Alexander Severus als eine Weiterbildung der
ύπομνηματι,σμοί betrachtete, entstanden die jetzt herrschenden,
abenteuerlichen Vorstellungen über die Quellen der Alexander-
geschichte. Mommsen4 hat gezeigt, daß diese υπομνήματα ihrer
Form nach nichts anderes sind als die Gommentarii römischer
Beamten. Es wird die Einführung dieser Art Amtsbücher eine
Neuerung des Augustus sein, gerade wie er den römischen Gensus
den Bedingungen des Landes Ägypten angepaßt hat5.
Die ύπομνηματι,σμοί Alexanders sind dagegen macedonischen
Ursprungs. Sie sind die Registratur des Hauptquartiers. Von
hier gingen alle Befehle aus an die Führer des Heeres und an die
Beamten des Reiches, hier liefen ihre Berichte an den König ein.
Da der Ort, wo das Hauptquartier sich aufhält, auf Alexanders
Kriegszügen beständig wechselte, so wanderte auch die Registra-
tur auf den Bagagewagen. Nach Alexanders Tode befand sich die
Registratur6 im Heerlager des Reichsverwesers Perdiccas und
folgte ihm auch auf dem Zuge nach Ägypten. Als Perdiccas am
Nil seinen Untergang fand, fiel sein ganzes Gepäck, also auch die
1 Gesch. des Hellenismus 1, 2, 383f.
2 Die kennt schon Aristophanes in den Acharnern, nicht etwa aus
Herodot. Vgh S. 152.
3 Philologus 53, 112f.
4 Röm. Strafrecht 513.
5 Gesch. d. röm. Kaiser l2, 163. Ob der Papyrus Wilcken, Chresto-
matie n. 199, sich auf einen Gensus bezieht, ist mehr als fraglich. Übrigens
ist nicht θυγατήρ Βαΐα sondern h-υγατήρ βοαά = pupa zu lesen. Sie ist noch
gar keine Person; daher hat der Schreiber ganz richtig die Zahl der freien
nur auf 6 (ς) berechnet. Es steht ja zweimal da.
6 Nicht die Ephemeriden, die hatte der Geheimschreiber Alexanders
Eumenes an sich genommen. Seinen Namen trugen sie, als sie publiziert
wurden.
 
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