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A. von Domaszewski:
26, 23,4 Epistula de Heraclammone. Aurelianus Augustus
Mallio Chiloni1. Der Kaiser rechtfertigt sich wegen der Hinrichtung
des Verräters. Das weist auf den Ursprung des Namens Mallius
Chilo hin. So heißt ein Catilinarier bei Cicero Cat. 3, 14 L. Cassiurn
— M. Ceparium — P.Furium — Mallium Chilonem2 — P. Um-
brenum. Dieselben Leute zählt Sallustius auf Cat. 50 L. Cassio,
P.Furio, P. Umbreno, Qu. Annio. Dann liest man bei Cicero
Pet. Cons. 10 ex curia Curios et Annios. Deshalb lesen die Cicero-
ausgaben Quintum Annium Chilonem. Allerdings eine seltsame Art
von Textkritik. Vielmehr ist der Fälscher, der zahllose Stellen
Ciceros benützt, eine sichere Quelle für die Recensio des Vulcatius
Terentianus.
Nach all diesem Namenspiel darf ein Namenswechsel von
ernsterer Bedeutung hier eine Stelle finden. Es ist wohl un-
bestritten, daß Xenophon in der Hellenica 3, 1, 2 mit Θεμιστο-
γένει τω Συρακοσίω γέγραπται sich selbst als Verfasser der Anabasis
bezeichnet. Er hat das Buch zuerst unter diesem Namen veröffent-
licht. Er hieß also damals Themistogenes und war Bürger von
Syracus. Kurz nach seiner Heimkehr von dem weltberühmten
Zuge der Zehntausend, noch im Jahre 400, wurde er von den Athe-
nern in die Verbannung getrieben, Anab. 7, 7, 57 ού γάρ πω ψήφος
αύτω έπήκτο ’A-9-ήνησι περί φυγής, also unmittelbar darauf wurde
er verbannt3. Im Jahre 399 trank Sokrates den Giftbecher. Der
Verbannte aber ist Bürger von Syracus geworden, die härteste
Antwort, die der attische ίππεύς den Mördern des edelsten der
Menschen geben konnte. So hat er dann bei Koroneia gegen seine
Landsleute, die es nicht mehr waren, in den Reihen der Spartaner
gefochten. Die Anabasis, voll lebendiger Frische, ist noch in Klein-
asien veröffentlicht worden. Man versteht auch, warum in der
Fortsetzung des Thukydides, die auf Erkundigungen beruht, die
er in Kleinasien selbst einzog, die Syrakusaner so sehr hervor-
treten.
Von allen Stellen der römischen Topographie, die der Fälscher
mißbraucht hat, ist weitaus die merkwürdigste:
25, 4, 2 Nam cum esset nuntiatum VIIII kl. Aprilis4 ipso in
sacrario Matris sanguinis die Claudium imperatorem factum, neque
1 Über den Brief S. 154.
2 So in den Handschriften nach Orelli.
3 So schlossen schon die Alten eben aus dieser Stelle.
4 Der Todestag des Gallienus Heidelb. Sitzb. 1917,1,3; 1918,6,20.
A. von Domaszewski:
26, 23,4 Epistula de Heraclammone. Aurelianus Augustus
Mallio Chiloni1. Der Kaiser rechtfertigt sich wegen der Hinrichtung
des Verräters. Das weist auf den Ursprung des Namens Mallius
Chilo hin. So heißt ein Catilinarier bei Cicero Cat. 3, 14 L. Cassiurn
— M. Ceparium — P.Furium — Mallium Chilonem2 — P. Um-
brenum. Dieselben Leute zählt Sallustius auf Cat. 50 L. Cassio,
P.Furio, P. Umbreno, Qu. Annio. Dann liest man bei Cicero
Pet. Cons. 10 ex curia Curios et Annios. Deshalb lesen die Cicero-
ausgaben Quintum Annium Chilonem. Allerdings eine seltsame Art
von Textkritik. Vielmehr ist der Fälscher, der zahllose Stellen
Ciceros benützt, eine sichere Quelle für die Recensio des Vulcatius
Terentianus.
Nach all diesem Namenspiel darf ein Namenswechsel von
ernsterer Bedeutung hier eine Stelle finden. Es ist wohl un-
bestritten, daß Xenophon in der Hellenica 3, 1, 2 mit Θεμιστο-
γένει τω Συρακοσίω γέγραπται sich selbst als Verfasser der Anabasis
bezeichnet. Er hat das Buch zuerst unter diesem Namen veröffent-
licht. Er hieß also damals Themistogenes und war Bürger von
Syracus. Kurz nach seiner Heimkehr von dem weltberühmten
Zuge der Zehntausend, noch im Jahre 400, wurde er von den Athe-
nern in die Verbannung getrieben, Anab. 7, 7, 57 ού γάρ πω ψήφος
αύτω έπήκτο ’A-9-ήνησι περί φυγής, also unmittelbar darauf wurde
er verbannt3. Im Jahre 399 trank Sokrates den Giftbecher. Der
Verbannte aber ist Bürger von Syracus geworden, die härteste
Antwort, die der attische ίππεύς den Mördern des edelsten der
Menschen geben konnte. So hat er dann bei Koroneia gegen seine
Landsleute, die es nicht mehr waren, in den Reihen der Spartaner
gefochten. Die Anabasis, voll lebendiger Frische, ist noch in Klein-
asien veröffentlicht worden. Man versteht auch, warum in der
Fortsetzung des Thukydides, die auf Erkundigungen beruht, die
er in Kleinasien selbst einzog, die Syrakusaner so sehr hervor-
treten.
Von allen Stellen der römischen Topographie, die der Fälscher
mißbraucht hat, ist weitaus die merkwürdigste:
25, 4, 2 Nam cum esset nuntiatum VIIII kl. Aprilis4 ipso in
sacrario Matris sanguinis die Claudium imperatorem factum, neque
1 Über den Brief S. 154.
2 So in den Handschriften nach Orelli.
3 So schlossen schon die Alten eben aus dieser Stelle.
4 Der Todestag des Gallienus Heidelb. Sitzb. 1917,1,3; 1918,6,20.