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A. von Domaszewski:
Warum aber gab Dexippus dieser Darstellung der Regierung
Gordians, obwohl er den Iderodian las, trotz allen Entstellungen
den Vorzug ? Darauf gibt es nur eine Antwort. Er selbst hat als
junger Mann in Athen die Festrede auf den Persersieg gehalten,
und als er im Alter die Χρονικά schrieb, seiner eigenen Darstellung
mehr getraut als dem wahrheitsgemäßen Bericht des Herodian.
Nicht nur in der Auffassung des Knaben Gordianus ist
Dexippus durch den Einfluß des Hofes bestimmt worden, noch
stärker ist die Wirkung, die Gallienus auf ihn geübt hat.
Gallienus hatte unter dem Einfluß des Germanischen Gefolg-
schaftswesens die neue Institution der Protectores geschaffen. Die
Art, wie aus diesen Protectores divini lateris die höheren Führer
im Heer und im Staat hervorgehen, ist eine bewußte Nachahmung
der Bevorzugung, welche die εταίροι, in Alexanders Staat ge-
nießen1. Das ist auch die Auffassung des Dexippus Exc. hist. 1,
386, 20 (Aurelianus) καί διαλιπόντων ού μάλα συχνών ημερών, τήν τε
άμφ’ αυτόν τάξιν έταιρικήν, καί όση δορυφορία του άρχοντος, τών τε
συμμάχων όσοι, ήσαν Βανδήλων, καί τούς όμηρεύειν αύτώ δοθέντας
παΐδας έπαγόμενος καί αύτός επ’ Ιταλίας έξήλαυνε σπουδή διά τήν
τών ΊουΑούγγιον αύΟ-ις παρουσίαν. Diese εταιρική τάξις, die den
Prätorianern entgegengesetzt wird, können nur die protectores
divini lateris sein.
Der Hellenismus, in dem Gallienus sich gefiel2, ließ dem Dexip-
pus das Ringen des Kaisers mit den Gegenkaisern jener Zeit und
den Zerfall des alten Reiches der Imperatoren als ein Gegenbild
erscheinen der Kämpfe um das Erbe Alexanders des Großen.
Das hat ihn bestimmt, nochmals τά μετά Αλέξανδρον in vier
Büchern zu schreiben. Unmittelbar aus dem Geiste jener Zeit
ist dieses Werk entstanden.
Die schwierigen Daten, die auch in diesen Viten der Über-
setzer hinzugefügt hatte, um die unklare Chronologie des Dexippus
und Iderodianus festzustellen, bedürfen einer neuen Erörterung3.
Durch die früher behandelten Daten4 hatte ich dargelegt, daß die
1 Die Analogie beider Institutionen kann ich hier nicht entwickeln.
2 Gesch. der röm. Kaiser2 S. 302. 306. Vgl. auch Num. Z. 1911, 2.
3 Heidelb. Sitzb. 1917, 1, 9—11. Im wesentlichen hatte ich auch dort
schon das Richtige getroffen.
4 S. 61 f.
A. von Domaszewski:
Warum aber gab Dexippus dieser Darstellung der Regierung
Gordians, obwohl er den Iderodian las, trotz allen Entstellungen
den Vorzug ? Darauf gibt es nur eine Antwort. Er selbst hat als
junger Mann in Athen die Festrede auf den Persersieg gehalten,
und als er im Alter die Χρονικά schrieb, seiner eigenen Darstellung
mehr getraut als dem wahrheitsgemäßen Bericht des Herodian.
Nicht nur in der Auffassung des Knaben Gordianus ist
Dexippus durch den Einfluß des Hofes bestimmt worden, noch
stärker ist die Wirkung, die Gallienus auf ihn geübt hat.
Gallienus hatte unter dem Einfluß des Germanischen Gefolg-
schaftswesens die neue Institution der Protectores geschaffen. Die
Art, wie aus diesen Protectores divini lateris die höheren Führer
im Heer und im Staat hervorgehen, ist eine bewußte Nachahmung
der Bevorzugung, welche die εταίροι, in Alexanders Staat ge-
nießen1. Das ist auch die Auffassung des Dexippus Exc. hist. 1,
386, 20 (Aurelianus) καί διαλιπόντων ού μάλα συχνών ημερών, τήν τε
άμφ’ αυτόν τάξιν έταιρικήν, καί όση δορυφορία του άρχοντος, τών τε
συμμάχων όσοι, ήσαν Βανδήλων, καί τούς όμηρεύειν αύτώ δοθέντας
παΐδας έπαγόμενος καί αύτός επ’ Ιταλίας έξήλαυνε σπουδή διά τήν
τών ΊουΑούγγιον αύΟ-ις παρουσίαν. Diese εταιρική τάξις, die den
Prätorianern entgegengesetzt wird, können nur die protectores
divini lateris sein.
Der Hellenismus, in dem Gallienus sich gefiel2, ließ dem Dexip-
pus das Ringen des Kaisers mit den Gegenkaisern jener Zeit und
den Zerfall des alten Reiches der Imperatoren als ein Gegenbild
erscheinen der Kämpfe um das Erbe Alexanders des Großen.
Das hat ihn bestimmt, nochmals τά μετά Αλέξανδρον in vier
Büchern zu schreiben. Unmittelbar aus dem Geiste jener Zeit
ist dieses Werk entstanden.
Die schwierigen Daten, die auch in diesen Viten der Über-
setzer hinzugefügt hatte, um die unklare Chronologie des Dexippus
und Iderodianus festzustellen, bedürfen einer neuen Erörterung3.
Durch die früher behandelten Daten4 hatte ich dargelegt, daß die
1 Die Analogie beider Institutionen kann ich hier nicht entwickeln.
2 Gesch. der röm. Kaiser2 S. 302. 306. Vgl. auch Num. Z. 1911, 2.
3 Heidelb. Sitzb. 1917, 1, 9—11. Im wesentlichen hatte ich auch dort
schon das Richtige getroffen.
4 S. 61 f.