Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae.
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ist die Golonia Bassiana1, die eben den Namen führte, den Cara-
oalla nach seiner Erhebung zum Caesar2 im Jahre 196 mit dem
Namen Antoninus vertauschte. Es ist möglich, daß die kaiser-
liche Familie in jener Zeit sich dort aufhielt. Jedenfalls ist die
Einkleidung der Erzählung willkürlich, der Zweck also, das 7. Jahr
zu betonen. Eine bekannte jüdische Legende berichtet, daß ein
Kaiser Antoninus als Kind von einer Jüdin entführt wurde und
später zum trefflichsten Kaiser heranwuchs, weise beraten von
dem Sohne der Jüdin, einem gelehrten Rabbi. Die Erzählung
der Vita Caracalli ist eine Ilistorisierung des Vorganges und wählt
für die Betätigung der Judenfreundschaft des Prinzen das Sabbath-
jahr. Caracalla gelangte zu dieser Geltung in der jüdischen Tra-
dition, weil nach dem harten Edict seines Vaters 10, 17, 1 Iudaeos
jieri sub gravi poena vetuit (a. 202) die Juden unter seinem Ein-
fluß freie Ausübung der Religion und den Bau der Synagoge er-
hielten3. Das günstige Bild, das der Fälscher in jener Geschichte
vom Kaiser Antoninus las, bestimmte auch sein Urteil über Macri-
nus, Vita Macrini 4. Hier nennt er seine angebliche Quelle4. Es
könnte sein, daß der Name Pinius der wirkliche Name des Ver-
fassers jener judenfreundlichen Geschichte des Kaisers Antoni-
nus war. Auch in dieser Beurteilung des Macrinus ist Geschichtliches
eingewoben. Denn der Festus ist der cubicularius des Caracalla5.
Das ganze Kapitel ist ein Abschnitt aus diesem Buche. Die wirk-
liche Vorgeschichte des Macrinus ist bei Dio erhalten 78, 11, 1—3.
Auch diese las der Fälscher in der echten Überlieferung und hat
daraus entnommen Vita Macrini 2, 1 qui antea privatas curaret
humili natus loco. Das entspricht Dio 78, 11, 1 γονέων άδοξοτάτο^ν
ήν — το μέν πρώτον των εκείνου (des Plautianus) χρημάτων έπετρόπευσεν.
Daraus wird in dem Berichte über die Verleihung der Titel 7, 1
qui paulo ante procurator privatae fuisset und völlig sinnlos, 16, 4, 1
die, qua natus est, pater eius purpuras, tune forte procuratoi aerarii
rnaioris, inspexit6. Schon die fortschreitende Entstellung hätte
1 G. I. L. III p. 1670.
2 Vgl. S. 61.
3 Kohl u. C. Watzinger, 29. wissensch. Veröffentl. d. d. Orient. Ge-
sellschaft S. 204ff.
4 Vgl. S. 114.
5 Prosop. 2, 113, 59.
* Mommsen, Hermes 25, 333.
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ist die Golonia Bassiana1, die eben den Namen führte, den Cara-
oalla nach seiner Erhebung zum Caesar2 im Jahre 196 mit dem
Namen Antoninus vertauschte. Es ist möglich, daß die kaiser-
liche Familie in jener Zeit sich dort aufhielt. Jedenfalls ist die
Einkleidung der Erzählung willkürlich, der Zweck also, das 7. Jahr
zu betonen. Eine bekannte jüdische Legende berichtet, daß ein
Kaiser Antoninus als Kind von einer Jüdin entführt wurde und
später zum trefflichsten Kaiser heranwuchs, weise beraten von
dem Sohne der Jüdin, einem gelehrten Rabbi. Die Erzählung
der Vita Caracalli ist eine Ilistorisierung des Vorganges und wählt
für die Betätigung der Judenfreundschaft des Prinzen das Sabbath-
jahr. Caracalla gelangte zu dieser Geltung in der jüdischen Tra-
dition, weil nach dem harten Edict seines Vaters 10, 17, 1 Iudaeos
jieri sub gravi poena vetuit (a. 202) die Juden unter seinem Ein-
fluß freie Ausübung der Religion und den Bau der Synagoge er-
hielten3. Das günstige Bild, das der Fälscher in jener Geschichte
vom Kaiser Antoninus las, bestimmte auch sein Urteil über Macri-
nus, Vita Macrini 4. Hier nennt er seine angebliche Quelle4. Es
könnte sein, daß der Name Pinius der wirkliche Name des Ver-
fassers jener judenfreundlichen Geschichte des Kaisers Antoni-
nus war. Auch in dieser Beurteilung des Macrinus ist Geschichtliches
eingewoben. Denn der Festus ist der cubicularius des Caracalla5.
Das ganze Kapitel ist ein Abschnitt aus diesem Buche. Die wirk-
liche Vorgeschichte des Macrinus ist bei Dio erhalten 78, 11, 1—3.
Auch diese las der Fälscher in der echten Überlieferung und hat
daraus entnommen Vita Macrini 2, 1 qui antea privatas curaret
humili natus loco. Das entspricht Dio 78, 11, 1 γονέων άδοξοτάτο^ν
ήν — το μέν πρώτον των εκείνου (des Plautianus) χρημάτων έπετρόπευσεν.
Daraus wird in dem Berichte über die Verleihung der Titel 7, 1
qui paulo ante procurator privatae fuisset und völlig sinnlos, 16, 4, 1
die, qua natus est, pater eius purpuras, tune forte procuratoi aerarii
rnaioris, inspexit6. Schon die fortschreitende Entstellung hätte
1 G. I. L. III p. 1670.
2 Vgl. S. 61.
3 Kohl u. C. Watzinger, 29. wissensch. Veröffentl. d. d. Orient. Ge-
sellschaft S. 204ff.
4 Vgl. S. 114.
5 Prosop. 2, 113, 59.
* Mommsen, Hermes 25, 333.