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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0008
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August Hausrath:

Schloß bauen! — Kap. 33 verläßt Aesop dann auch wieder ziemlich
unmotiviert den von ihm geretteten König und begibt sich nach
Griechenland zurück.
Diese Partien sind doch offenbar ganz unorganisch in das
Aesopbuch eingeschaltet; sie tun auch dort in ihrer meist etwas
abgerissenen Darstellung keine rechte Wirkung neben den Par-
tien aus dem alten Volksbuche, die in behaglicher Laune ausgeführt
und sicher aufgebaut sind. Das stimmt wenig zu der Annahme,
daß gerade sie das Ursprünglichste in dem durch Umdichtung des
Achiqar entstandenen Buche sein sollen. Denn es wäre doch etwas
sehr kompliziert, wollten wir annehmen, erst sei durch freie Nach-
dichtung das Buch vom weisen Aesop geschaffen worden — und
zwar in so vollendeter Weise, daß jede Ähnlichkeit mit dem Ori-
ginal verschwand — und dann sei aus diesem wieder ein un-
geschicktes Exzerpt in das Aesopbuch eingefügt worden. Weiter
widerspricht die Ansicht von Wilamowitz aller historischen Be-
zeugung. Denn während wir das alte Volksbuch von Aesop in
Anspielungen bei Herodot, Aristophanes, Aristoteles usw. von den
Anfängen der griechischen Literatur an verfolgen können1, hat dieser
2. Teil des Aesopromans vom Aufenthalt des Weisen in Assur und
Ägypten nirgends Spuren hinterlassen. Wenn wir also jetzt auch
überraschenderweise erfahren, daß die Juden von Elephantine
bereits im 5. Jahrhundert ein Buch von Achiqar in aramäischer
Sprache besaßen, so beweist dies nichts für die Zeit, in der Teil II
des Aesopromans in ungeschickter Nachbildung des Achiqar mit
dem jonischen Volksbuch zusammengearbeitet wurde2. Es darf
auch hervorgehoben werden, daß der einzige Abschnitt von Teil II
des Aesopromans, der mit Sorgfalt ausgeführt erscheint, der Rätsel-
wettkampf in Ägypten, wie wir im Schlußkapitel sehen werden,
vermutlich im Urachiqar gefehlt hat. Ebendort wird auszu-
führen sein, daß die Annahme, das Volksbuch von Aesop sei durch
Nachahmung der Erzählung von Achiqar, dieses Spiegels höfisch-
orientalischer Gesittung, entstanden, mit dem Geist der griechi-
schen Volksdichtung unvereinbar ist. Was im Aesoproman zum
Achiqar stimmt, ist ein Einschub, den wir geneigt sein werden,
den Zeiten zuzuschreiben, wo der Orient nicht nur in gelegentlichen
Berührungen wie in der jonischen Frühperiode, sondern durch
1 Vgl. hierzu auch Thiele, Die vorliterarische Fabel der Griechen,
llbergs Jahrb. XXI (1908) 378ff.
2 Nach Marc S. 384 im 1. Jahrhundert n. Chr.
 
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