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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0017
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Achiqar und Aesop.

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durch Beispiele gestützt oder sonst begründet, wohl aber hervor-
gehoben, daß auch der parallelismus membrorum bei Demokrit
Abhängigkeit vom Orient bezeuge. Demgegenüber genügt es, auf
die sorgfältigen Untersuchungen von Birt1 hinzuweisen, der dar-
getan hat, daß ein eigentlicher Parallelismus nicht vorhanden ist.
„Was vorliegt ist die Antithese einfachster Art, deren selbst die
schlichteste Rede nicht entraten kann, wo der Gedanke erst posi-
tiv und dann negativ ausgedrückt wird.“ Und in diesen wie in
anderen Ansätzen zu einer kunstvolleren Ausgestaltung der Rede
ist Demokrit Schüler der älteren Rhetorik, nicht der des Orients.
Und doch wäre die Abhängigkeit Demokrits · von Achiqar
gänzlich unbestreitbar, wenn wirklich zu Recht unzweifelhafte
Achiqarsprüche als Sentenzen Demokrits angeführt würden, Das
geschieht in der Tat bei dem Perser Sharastani (1071 — 1153 n.
Chr.) in seinem arabisch geschriebenen „Buch der Religionen und
der Sekten“2. Dort werden folgende drei Sprüche dem Demokrit
zugeschrieben: Laß Niemanden danach verlangen, daß er dir auf
deinen Fuß trete heute, so daß er dir trete auf deinen Hals morgen. .
vgl. oben S. 12 — und nicht sei allzu sehr süß, damit du nicht
verschluckt wirst, und nicht bitter allzu sehr, damit du nicht
ausgespien wirst. — Der Schwanz des Hundes trägt ihm Futter
ein und sein Maul trägt ihm Schläge ein. Diese drei Sprüche stehen
fast wörtlich so bei Achiqar — vgl. Nöld. S. 40. 39, 38 u. S. 36.
10b —, freilich der zweite nur in der armenischen und der slavi-
schen Version; der dritte findet sich auch im Äsoproman in der
Form ευπροσήγορος εσο τοΐς συναντώσιν, είδώς ώς και τώ κυναρίφ
άρτον ή ούρα προσπορίζει (cap. 26 Eberhard, fab. Roman, p. 289).
Aber kann man wirklich glauben, daß es Demokrit möglich
gewesen wäre, diese Proben echt orientalischer Lebensweisheit3
1 Bei Natorp, Die Ethika des Demokrit, S. 180—97. Vgl. auch Natorp
S. 85.
2 Cornill, Das Buch der weisen Philosophen nach dem Äthiopischen
untersucht, S. 40. Smend a. a. O. S. 68.
3 Das Bild vom wedelnden Hund kommt freilich, worauf mich Boll
aufmerksam macht, auch bei Diogenes vor, vgl. Diog. Laert. VI 60
ερωτήσεις τί ποιων κνων καλείται, εφη’ ,,τούς μεν δίδοντας σαίνων, τούς δε
μη δίδοντας νλακτών, τούς δε πονηρούς δάκνων. Aber das ist doch nur scherz-
haft, aus dem Vergleich heraus gesagt — in anderem Sinne „hündisch“
benimmt er sich in der Anekdote Diog. Laert. VI. 46 εν δειπνώ προςερρίπτουν
αντω τινες οστάρια ώς κννί" και δς άπαλλαττόμένος προςονρησεν αντοις ώς κνων.
und ähnlich öfters, vgl. ebda. 45, 55, 61. — und die Schlußworte beweisen,

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1918. 2. Abh.
 
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