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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0018
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18

August Hausrath:

sich anzueignen und unter seine Sprüche einzureihen ? Von ihm
gilt doch, was Nöldeke mit richtigem Urteil sagt1: „Der Ton
ist ein ganz -anderer als der Achiqars oder der der alttestament-
lichen Sprüche. Der die Welt überschauende Philosoph fühlt sich
doch als Bürger einer πόλις..., nicht wie Achiqar als Untertan
eines Despoten. Die Selbstbeherrschung und das Maß, das er
lehrte, sind anderer Art als die des Syrers, οίκψον ελενϋεριης
παρρησίη konnte dieser nicht sagen.“
So wird man also das Zeugnis des Sharastani nicht schwerer
wägen als z. B. die Demokritzitate in den syrischen „Berichten
der Philosophen über die Seele“2, wo u. a. bezeugt wird, Demokrit
habe gesagt: ich weiß, daß ich nichts weiß“3.
Über das Verhältnis der Ethika Demokrits zur Weisheit
Achiqars wird ebenso zu urteilen sein, wie über das dieser zum
Aesoproman. Wie in diesem ein Auszug aus dem Achiqar mit dem
alten Volksbuch zusammengeschmolzen wurde und dabei in die
Mahnrede an Ennos unter die Siebenweisensentenzen u. a. auch der
echt orientalische Spruch von der Vorbildlichkeit des schweif-
wedelnden Hundes Aufnahme fand, so wird auch in die Samm-
lungen der Demokritea im Laufe der Zeiten manche orientalische
Sentenz eingedrungen sein. Wieviel fremdes Gut dem Demokrit
zugeschrieben wurde, sehen wir ja heute noch, und schon der
Pinax bei Diog. Laert. IX 49 sagt: τά δέ άλλα, όσα τινές άναφέ-
ρουσιν εις αυτόν τά μεν έκ των αντον διεσκενασται, τά 4’ όμο-
λογουμένως έστίν άλλότρια.
daß der Gynicus mordax weit davon entfernt ist, hündische Schweifwedelei
zum Lebensprinzip zu erheben wie der Orientale. Bei Demokrit widerspräche
ebenfalls diese Sentenz dem Ethos aller übrigen, man vergleiche nur das
φόβος κολακείψ μεν εργάζεται, εννοίην δ’ούκ εχει (268 D).
1 Α. a. Ο. S. 21.
2 Sachau, studia Sinaitica I, Ryssel, Neu aufgefundene Gräko-syri-
sche Philosophensprüche über die Seele, Rhein. Mus. 51 (1896) S. 542.
3 Boll verweist mich auf die Fälschungen in des Emir Muhabaschschir
„Ausgewählten Sprüchen und schönen Worten“ (1053—-54 n. Chr.), die auf
ein Werk des nestorianischen Christen Honnein ben Jschak (809—-73) zu-
rückgehen. Dort „trägt Hermes Trismegistos Sprüche Jesu vor, Plato ver-
kündet omnia mecum porto, griechische Weise reden in arabischen Sprich-
wörtern und Sokrates lebt in der Tonne wie Diogenes.“ Von 65 Sprüchen
des Ptolemaeus ist nicht einer echt. Boll, Chaucer und Ptolemäus, Anglia
N. F. IX 223 ff.
 
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