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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0036
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36

August Hausrath:

dem dieser aber erwiderte: „ein solcher Gruß, wie du ihn mir
bietest, treffe den, der mich gestern Abend nicht angebunden und
mir keine strammen Fesseln angelegt hat, so daß ich dein Antlitz
erblicken mußte (nicht gesehen hätte Smend).“ Vgl. hierzu noch
Ach. Syr. p. 81 (Nöld. S. 47. 11). Mir ging’s mit dir, mein
Sohn, wie dem Stier, der bei einem Löwen angebunden war, wel-
cher sich gegen ihn wandte und ihn zerriß.
Die vier Aesopica haben wieder mit den Achiqarstellen nichts
zu tun. Aes. 323 ist auf dem naturgeschichtlichen Paradoxon auf-
gebaut, daß der Löwe den Hahnenschrei nicht hören kann. Der
Esel meint, er fliehe vor ihm, trabt ihm nach und wird zerrisssen.
Aes. 326 werden Esel und Fuchs vom Löwen überrascht. Der Fuchs
spielt den Esel dem Löwen in die Hände, wird aber trotzdem von
diesem auch getötet. Aes. 258 und 60 behandeln das Motiv der
societas leonina, wo nicht der Esel, wohl aber der Fuchs mit dem
Löwen zu teilen versteht. Namentlich die 3 letzteren Fabeln sind
sinnvolle Erdichtungen, die nicht der Anregung durch die Phan-
tasie eines Syrers bedurften, der einen Löwen und einen Stier
nebeneinander angebunden sein läßt.
19. Ach. Syr. p. 126 (Nölu. S. 49. 38); Aes. 419 (I); Phädr.
II 6 (II); Babr. 115 (III).
Du bist mir, mein Sohn, wie der Maulwurf, der aus der Erde
hervorkam, um der Sonne entgegen zu treten (die Sonne zu
sehn, Smend. Gott zu klagen, daß cod. B), weil er keine Augen
hatte; den sah ein Adler, traf ihn und raffte ihn fort.
Der Text ist, wie man sieht, so unsicher, daß es schon hier
bedenklich erscheint, Folgerungen aus ihm zu ziehen. Vielleicht
soll die Fabel in der Tat denselben Gedanken illustrieren wie die
bekannte Aesopfabel vom Adler und der Schildkröte. Aber diese
Erzählung ist in Griechenland seit alter Zeit heimisch, vgl. Rohde,
Kl. Sehr. II 209-11.
In den beiden letzten zu behandelnden Fällen ist der Text
vollends so unsicher, daß sich kaum der Sinn der Erzählungen, ge-
schweige denn ihr Verhältnis zu Aesopfabeln feststellen läßt.
12. Ach. Syr. p. 127 (Nöld. S. 51. 43); Babr. 129 (III); Aes.
331 (III); vgl. Aes. 338 (IV); Babr. 125 (III).
Mein Sohn, man legte den Eselskopf in einer flachen Schüssel
auf einen Tisch; er wälzte sich aber um und fiel auf den Boden.
 
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