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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0038
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38

August Hausrath:

daß an generatio aequivoca nicht gedacht werden kann, muß Ab-
hängigkeit angenommen werden. Unsere Untersuchung hat er-
geben, daß das von 20 Fällen in dreien zutrifft und zwar so, daß
zweimal die griechische Fabel das Original gestellt hat. Auch
Achiqar teilt eben das Uos aller Volksbücher belehrender Art,
daß Weisheitssprüche und sinnvolle Geschichten von überall her,
auch aus der Uiteratur fremder Völker, dem Original beigefügt
wurden. Umgekehrt ist die Fabel von der Haubenlerche und der
Falle als Nachbildung einer orientalischen Fabel in das corpus
der rhetorischen Schulfabeln Griechenlands übernommen worden.
Aber dieses Schulbuch entstammt einer Zeit, in der die Beein-
flussung Griechenlands durch den Orient offensichtlich ist, der Zeit
nach Alexander.
3.
Es bleibt noch die Frage zu erörtern, was aus der ältesten
bis jetzt bekannten Fassung des Achiqar, der aramäischen von
Elephantine, über die Priorität von Achiqarroman und -fabeln
und über den Charakter der ältesten orientalischen Fabel im Ver-
gleich zur griechischen zu entnehmen ist.
Eduard Meyer hat S. 111 — 12 festgestellt, daß auch in die-
ser ältesten Fassung „die Gleichnisse aus der Tier- und Pflanzen-
welt, teils in Andeutungen, teils in ausführlicher erzählten Fabeln“
häufig sind. Er hebt mit Recht den getragenen Stil dieser lehr-
haften Partien hervor, der „prägnante und überraschende Wen-
dungen sucht, die das Nachdenken und den Scharfsinn des Uesers
(oder richtiger des Hörers; denn alle diese Texte sind zum Vor-
lesen bestimmt) anregen sollen.“ Dadurch ähneln sie manchmal
fast Rätselworten und sind bei der äußerst fragmentarischen Er-
haltung dieser Partien oft schwer zu deuten. Daß der alten Zeit
gerade dieses lehrhafte Element wichtiger erscheine als der Roman,
beweist auch der Titel: [Sprjüche eines weisen und unterrichteten
Schreibers mit Namen Achiqar, die er seinen Sohn lehrte. — Nöl-
deke schließt seine Abhandlung mit dem Satz: Zu beachten, daß,
wenigstens soviel ich sehe, keine speziellen Berührungen zwischen
den Papyrusresten und den griechischen Fabelsammlungen zu
finden sind.
Betrachten wir zunächst einmal die Form des Romans im
Papyrus, die namentlich aus zwei größeren leidlich erhaltenen
Bruchstücken gut zu erkennen ist, so ist kein Zweifel, daß diese
 
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