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Hausrath, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 2. Abhandlung): Achiqar und Aesop: das Verhältnis der orientalischen zur griechischen Fabeldichtung — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37664#0041
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Achiqar und Aesop.

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im griechischen Volksbuch gefaßt in den Rahmen einer popu-
lären Erzählung.
Daß aber der Geist sowohl der eingestreuten Fabeln und
Sprüche wie der der Rahmenerzählung selbst in diesem „ältesten
Ruch d er Weltliteratur“ alles andere als dem jonischen Volksbuch
und seinen Fabeln verwandt ist, soll noch eine kurze Schluß-
betrachtung erweisen.
Wortlaut und Sinn der Fabeln und Gleichnisse ist wie gesagt
bei dem ungemein lückenhaften Zustand der Texte und ihrer Viel-
deutigkeit schwer festzustellen. Eigentlich klar zu erkennen ist
nur die eine Geschichte vom Panther und der Ziege1.
Sachau, Tafel 46. 8—9. Der Panther traf die Ziege, während
sie fraß. Da antwortete (?) der Panther und sprach: „Komm,
ich will dich mit meinem Felle zudecken. [Da antwortete] die
Ziege und sprach: „Was soll mir dein Zudecken? Nimm mir
meine Haut nicht weg; denn er (der Panther) grüßt die Gazelle
nur, um ihr Blut zu trinken.“
Ähnlich scheint die Geschichte vom Löwen und Hirschen
verlaufen zu sein, wie aus der Fassung geschlossen wird, die sie
in der späteren syrischen Literatur hat2. Bei Sachau Tafel 44,
10—11 ist nur der Schluß und die Moral erhalten: . . .und sein
Blut vergießt er und sein Fleisch ißt er. Ja, so ist das Zusammen-
treffen der Starken mit den Schwachen.
Eine wiederum nicht sehr verschiedene Tiergeschichte steht
Sachau Taf. 46. 10ff. Der Wolf (Bär?) kam zu den Lämmern. . .
ich werde schweigen.“ Die Lämmer hüben an und sprachen zu
ihm: „Nimm dir, was du von uns zu holen verlangst. Wir...“
Vielleicht nur ein Vergleich, vielleicht der Anfang einer Fabel
steht Sachau Taf. 48 Kol. II 10. In das Haus von Erz fiel die
Motte ein (ohne etwas ausrichten zu können Nöld. S. 18, der den
Spruch vom Skorpion, oben S. 32 N 15 vergleicht).
ln das allbekannte und neuerdings anläßlich der wieder ans
Tageslicht getretenen Fabeln des Kallimachus viel behandelte3
1 Ich gebe die Übersetzung nach den Nachbesserungen von Ungnad,
Meissner, Nöldeke u. a.
2 IIochfeld, Beiträge zur syrischen Fabelliteratur, Halle 1893, S. 149.
3 Oxyrhynchus pap. VII (1910) S. 15—82. Vgl. den schönen Aufsatz
von Üiels, Orientalische Fabeln in griechischem Gewände, Internationale
Wochenschrift vom 6. VIII. 1910. Dort wird aus assyrischer Literatur (aus
einem Fragment, das nach Delitzsch bisher zu Unrecht dem Gilgameschepos
 
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