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Neckel, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 7. Abhandlung): Studien zu den germanischen Dichtungen vom Weltuntergang — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37669#0011
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Studien zu den germ. Dichtungen vom Weltuntergang.

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losen. Der Rollentausch brachte es mit sich, daß auch der Riese
zu einem leuchtenden Wesen wurde (Feuerträger) und daß er
ebenso wie sein Gegner in der Luft oder am Himmel gedacht
ward. Dies kann entweder besagen: man hat als Gegner des Licht-
gottes ein solches Wesen erdacht, gewissermaßen als sein Spiegel-
bild; oder man hat einen Dämon des Weltuntergangs, ein Feuer-
wesen, das durch die Luft daherkommt, deshalb zum Feinde des
Freyr gemacht, weil es ihm ähnelte. —
Doch kehren wir zu unseren Quellen zurück. Es lohnt sich,
den Wortlaut der Lokasenna noch einmal scharf ins Auge zu
fassen: veitsta pü pä, vesall, hve pü vegr, 'dann weißt du Armer
nicht, wie du kämpfst’. Daß hiermit gemeint sei 'dann hast du
nichts zum Kämpfen’ ('hast du Ärmster nicht Waffe noch Wehr’,
Gering), ist keineswegs selbstverständlich. Man kann sich für
diese Übersetzung nicht einmal auf Snorri berufen, der den
Freyr einen langen Kampf mit Surt bestehen läßt, und zwar,
da letzterer ein Schwert führt, einen Waffenkampf. In der Tat
ist es schwer denkbar, daß Freyr seit dem Verlust seines Schwer-
tes waffenlos einhergegangen sein sollte. Interpretiert man die
Lokasenna ohne Seitenblicke anderswohin (zumal auf den Kampf
Freys mit Beli), so führt ihr 'wie’ zunächst auf eine andere Deu-
tung. Wer nicht weiß, wie er kämpfen soll, der weiß nicht, wie
er seine Waffe gebrauchen soll. Dies kann entweder daran liegen,
daß er selbst nicht waffenkundig ist, oder daran, daß die über-
legene Fechtkunst des Gegners ihm nicht erlaubt, eigene Hiebe
zu führen (vega). Jenes wird durch den Zusammenhang der
Strophe ausgeschlossen. Das Zweite dagegen stimmt aufs beste
zu der wunderbaren Eigenschaft von Freys Schwert, von selber
zu kämpfen (er sidlft vegiz, Skirn. 8, 5. 9, 5), und paßt in den
Zusammenhang unter der Voraussetzung, daß dieser ebenso wie
die Surtstrophe der Völuspä abzielt auf den Übergang der dem
Gymir übergebenen Waffe in Surts Hände. Diese Voraussetzung
wird also gemacht werden müssen.
Dann liegt aber ein Grund mehr vor, zu den Muspellz synir
der Lokasenna den Surt hinzuzudenken. Wir haben es dann näm-
lich nicht mehr bloß mit dem Sachverhalt zu tun, daß Freyr nach
einer alten Quelle durch die Muspellz synir fällt, nach einer anderen
durch Surt, woraus Björn Olsen folgert, Surt müsse 'einer der
Muspellssöhne’ sein. Es kommt hinzu, daß sowohl die Muspells-
söhne wie Surt den Freyr mit dessen eigenem Schwerte töten.
 
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