Neue meteorologische Frögmehte des Theophrast.
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haben; auch wäre dann wohl zu erwarten, daß sich die ein*
zelnen Ansichten leichter und restloser mit. den bogen von Philo*
sophen identifizieren ließen, und auch, daß ihre Anordnung Spuren
chronologischer Reihenfolge zeigte. Dies ist aber nicht der Fall,
sondern im Gegenteil ist die Ordnung, soweit sich überhaupt eine
solche erkennen läßt, sachlich: so schon beim Blitz (9—14), und
deutlicher bei den Winden (44—51) und den Erdbeben (62—66).
Weniger beweisend gegen eine reine Doxographie ist das Fehlen
viel vertretener Erklärungen (vgl. zu 11 —14) und der Umstand,
daß öfters überhaupt nur von einer Erklärungsmöglichkeit die Rede
ist (Schnee 36, Hagel 40, Reif 43, Mondhof 57): hier könnte der
Exzerptor besonders stark gekürzt haben, und außerdem kommt es
auch bei den. Doxographen vor, daß über einen abgelegeneren
Gegenstand nur eine einzige boEa angeführt wird, z. B. eben über
den Mondhof bei Aetios (3, 18). Von größerer Bedeutung ist es, daß
unser Text viele Reste von Detailuntersuchungen enthält, die in
einer knappen Doxographie kaum Raum hätten (besonders Blitz-
schlag 20-28. 33, Windhose 52—56, Mondhof 59—61, Artender
Erdbeben 67—69). [Dagegen liefert eine Doxographie ohne Namen
der Urheber, wie sie Manilius 1 717 ff. für die Milchstraße gibt
(vgl. DiELs, Rheim Mus. 34, 490 f.), und ähnliches bei Kirchenvätern
das gesuchte genauere Gegenbild zu der Art des neuen Textes. F. B.]
— Sehr bedauerlich ist es, daß der eiuzige ungekürzte Abschnitt,
der also die Frage nach dem Charakter unseres Textes sofort, ent-
scheiden würde, gerade verloren ist (34).
Wir brauchen uns indessen nicht ganz mit der Widerlegung
möglicher Einwände gegen die Verfasserschaft des Theophrast zu
begnügen, wir können auch positive Indizien für sie beibringen.
So dürftig nämlich unsere Bekanntschaft mit Theophrasts meteoro-
logischen Arbeiten ist, so können wir doch wenigstens eine sichere
spezißsche Berührung feststellen: das Beispiel von Tropfenbildung
in den Gewölben der Bäder (35); vgl. weiter auch zu 37—39, 43
und 65. Dazu kommt, daß gerade die oben erwähnten nicht-doxo-
graphischen Erörterungen, in denen wir also am ersten die eigene
Meinung des Verfassers, nicht Wiedergabe fremder Ansichten er-
warten dürfen, sich größtenteils an Aristoteles anlehnen (vgl. zu
28, 33—36 und 61; s. weiter auch zu 65).
Es ist also kaum zu bezweifeln, daß unser Fragment einer
auf fremde Ansichten vielfach eingehenden meteorologischen Unter-
suchung des Theophrast entstammt, also am ersten wohl seinem
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haben; auch wäre dann wohl zu erwarten, daß sich die ein*
zelnen Ansichten leichter und restloser mit. den bogen von Philo*
sophen identifizieren ließen, und auch, daß ihre Anordnung Spuren
chronologischer Reihenfolge zeigte. Dies ist aber nicht der Fall,
sondern im Gegenteil ist die Ordnung, soweit sich überhaupt eine
solche erkennen läßt, sachlich: so schon beim Blitz (9—14), und
deutlicher bei den Winden (44—51) und den Erdbeben (62—66).
Weniger beweisend gegen eine reine Doxographie ist das Fehlen
viel vertretener Erklärungen (vgl. zu 11 —14) und der Umstand,
daß öfters überhaupt nur von einer Erklärungsmöglichkeit die Rede
ist (Schnee 36, Hagel 40, Reif 43, Mondhof 57): hier könnte der
Exzerptor besonders stark gekürzt haben, und außerdem kommt es
auch bei den. Doxographen vor, daß über einen abgelegeneren
Gegenstand nur eine einzige boEa angeführt wird, z. B. eben über
den Mondhof bei Aetios (3, 18). Von größerer Bedeutung ist es, daß
unser Text viele Reste von Detailuntersuchungen enthält, die in
einer knappen Doxographie kaum Raum hätten (besonders Blitz-
schlag 20-28. 33, Windhose 52—56, Mondhof 59—61, Artender
Erdbeben 67—69). [Dagegen liefert eine Doxographie ohne Namen
der Urheber, wie sie Manilius 1 717 ff. für die Milchstraße gibt
(vgl. DiELs, Rheim Mus. 34, 490 f.), und ähnliches bei Kirchenvätern
das gesuchte genauere Gegenbild zu der Art des neuen Textes. F. B.]
— Sehr bedauerlich ist es, daß der eiuzige ungekürzte Abschnitt,
der also die Frage nach dem Charakter unseres Textes sofort, ent-
scheiden würde, gerade verloren ist (34).
Wir brauchen uns indessen nicht ganz mit der Widerlegung
möglicher Einwände gegen die Verfasserschaft des Theophrast zu
begnügen, wir können auch positive Indizien für sie beibringen.
So dürftig nämlich unsere Bekanntschaft mit Theophrasts meteoro-
logischen Arbeiten ist, so können wir doch wenigstens eine sichere
spezißsche Berührung feststellen: das Beispiel von Tropfenbildung
in den Gewölben der Bäder (35); vgl. weiter auch zu 37—39, 43
und 65. Dazu kommt, daß gerade die oben erwähnten nicht-doxo-
graphischen Erörterungen, in denen wir also am ersten die eigene
Meinung des Verfassers, nicht Wiedergabe fremder Ansichten er-
warten dürfen, sich größtenteils an Aristoteles anlehnen (vgl. zu
28, 33—36 und 61; s. weiter auch zu 65).
Es ist also kaum zu bezweifeln, daß unser Fragment einer
auf fremde Ansichten vielfach eingehenden meteorologischen Unter-
suchung des Theophrast entstammt, also am ersten wohl seinem