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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0027
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Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen. 27

117. Das ist auch bei der Beurteilung des e von ves im
Auge zu behalten; der Hinweis auf das msS. (ostiran.) tesapg
'Schildkröte’ (geschr. KYSPH) gegenüber ai. Ttcisyäpa- vermag
das e von mpB. (westiran.) ves nicht zu erklären. — Endlich
kommt für ves noch in Betracht, daß allerdings hinter
dem s gemäß den Auslautsgesetzen ein Wortstück — Sonant
oder Sonant + Konsonant — verloren gegangen sein kann:
daß aber das Wort doch auch von Haus aus einsilbig ge-
wesen sein könnte. In diesem Fall wäre es verlustlos erhalten
geblieben, das auslautende s.wäre nicht geschwunden; vgl.
np. sas 'sechs’ gegenüber jAw. xsvas.1)
12h. Nehmen wir die letztere Möglichkeit an, so gelangen
wir bei einfachster Deutung des wortschließenden s in ves,
indem wir es nämlich auf ar. s f= idg. s zurückführen, auf
eine Vorform *uais. Sie reimt auf die gleichbedeutenden
Wörter got. mais und nosk. mais, weicht aber im Anlaut ab ;
hier zeigt sie vielmehr den Konsonanten des Worts, das den
'Positiv’ zu ves 'mehr5 bildet, d. i. mp. vas 'viel’. Das nach
got. mais, nosk. mais zu erwartende *mes 'mehr’ ist mit
vas Viel’ zu ves ausgeglichen worden.
12 c. Es ist mir selbstverständlich wohl bewußt, daß ich
für diese meine Annahme keinen glatten Beweis erbringen
kann. Aber die Erklärung ist wohl möglich2 * *), und sie ver-
dient meines Erachtens den Vorzug vor einer Erklärung, die
nicht nur eine ganz unwahrscheinliche Vorform (*uasiah-)
voraussetzen, sondern auch mit Lautübergängen (asi zu es)
arbeiten muß, die sonst dem Westiranischen fremd sind;
s. dazu oben § 12 No.
13. Es gab aber vielleicht im MpB. einen Superlativ, der
sich seiner Bildung nach noch enger mit duvayist zusammen-
schließen läßt, d. i. p ra d ddt (°ist) oder p ra ddt (°ist) oder
p ra dat (°ist; so PN. 50. 16) 'plurimus’. — Das dem np. firih
Ü Eine Fülle von Belegen darf man natürlich nicht dafür erwarten. —
Nach Salemann GIrPh. 1 a. 276 geht das mpB. xvas, mpT. xvas, np. xvas,
xus 'gut’ auf den Nom. Sing. mask. *liuars (aus *hu-u°) zurück; s. A-irWb.
1849 f. Das ist wohl möglich, der Nom. Sing, kann frühzeitig erstarrt sein,
vgl. Brugmann Grdr.2 2 b. 677 f. Und das woss. xvarz 'gut’, das auf.*liuarz° be-
ruht, läßt sich dafür geltend machen. [Doch s. auch bei Bthl. zSR. 1. 18 No.]
2) Das Maß der lautlichen Beeinflussung des Komparativs durch den
Positiv ist dabei nicht stärker, als es bei ai. bhüyah und fjiyah vorliegt, die
nach bMri und rjü für blxämyalj, und *rajiyah eingetreten sind; s. § 11.
 
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