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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 10. Abhandlung): Zur Etymologie und Wortbildung der indogermanischen Sprachen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37687#0028
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28

Christian Bartholomae:

'mehr’ entsprechende mpB. Wort geben die Pazandisten mit frdh
wieder. In den mpT. Texten finden wir S 7a. 9 das Wort
PRYYH geschrieben, d. i. fr eh mit lang em Sonanten; seine
Länge wird verbürgt durch die Doppelschreibung des Vokalzeichens,
die nicht etwa der Zeilenfüllung zulieb geschehen sein kann,
da das Wort am Anfang der Zeile steht.* 2) Für das oben ver-
zeiclmete mpB. Wort 'plurimus5, den Superlativ zum mpT. fr eh.
bieten die Pazandisten fnhist (oder auch, was keinen lautlichen
Unterschied bedeuten will, frähist), also entsprechend der Um-
schreibung des Komparativs. .
II. Die etymologisch zugehörigen jAw. AYörter für 'plus’ und
plurimum’ sind fräyö und freiestem, die sich zueinander verhalten
wie ai. jydyah zu jyestham; s. § 10. Wie aber sind jAw. fräyo und
mpT. fr eh, np. firih miteinander zu verbinden? Salemanns Be-
merkungen im GIrPh. la. 272, 286 führen nicht zum Ziel; ebenso
wenig die von PIübschmann PSt. 85 und die meinigen im AirW.
1019 No. 7. Den Weg zur Erklärung zeigen uns np. sirih 'schön'
(vgl. GIrPh. 1 b. 21 No. 3) und mpT. sreh 'Meer’, np. sirili (s. ebd.
18). Das np. sirih geht über *sreh und *sreh auf *sraiah -f- x zu-
rück. d. i. auf eine der Kasusformen des alten Komparativs *sraiah-
(jAw. srayah-, Air Wb. 1639), so daß also das AVort eigentlich
'schöner’ bedeutet; s. dazu GIrPh. 1 a. 286. Ebenso führt das np.
sirih3 *) über *sreh und *sreh auf *sraiah -j- x zurück ; und hier hat
sich im mpT. sreh noch eine der Mittelstufen erhalten; s. ferner
§ 17 f. Für die Entstehung von *fraiah° aus *fräiah- (s. jAw.
fräyo) waren aber wirksam: 1) der zugehörige Superlativ *fraista-
(s. jAw. freiestem) mit seinem kurzen a-Vokal, und 2) das Muster-
paar *sraista- 'schönst’, Superlativ (s. jAw. sraestom), und *sraiah-
'schöner5, Komparativ (s. jAw. srayö). Nachdem sich erst freh
'mehr’ eingebürgert hatte, konnte es selbstverständlich als Grund-
lage für einen neuen Superlativ benutzt werden: frehist, später
(s. § 31 No. 2) frehist 'meist’; s. § 13, aber auch § 21.
0 Der Punkt, der das P- zum F-Zeichen macht, fehlt wie oft; s. S. 31
No. 3 f.— Die andern'mpT. Wörter mit FRYH (oder PJttYH) — bei Salemann
ManStud. 1. 219, BullAcPet. 1912. 47 — gehören zum größeren Teil mit dem
npers. farrihi zusammen, wozuj Hübschmann PSt. 88 zu vergleichen ist, zum
kleineren mit np. farl\ Salemann hat FWKMüllers Übersetzungen zu Un-
recht verbessert.
2) Daß ein kurz gesprochener Vokal zu dem Zweck doppelt geschrieben
wird, kommt wohl überhaupt nicht vor.
3) Das bal. zirih ist gewiß Lehnwort aus dem Npers., wennschon es in
seiner Bedeutung 'Quelle3 abweicht.
 
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