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R. Reitzenstein:
i
kann nur sein, der Seele des Sterbenden oder Gestorbenen durch
eine Art Analogiezauber das gleiche Los zu geben, das ein als
vorbildlich gefaßtes Gottwesen früher erhalten hat1. Daß es bis-
weilen auch mit dem Namen Adam bezeichnet wird, belehrt uns
weiter über sein Wesen. Immer wird in den 28 Texten der iranische
-pcoxop avApco-op eingeführt, der von dem „Leben“ zu Anfang
in die Welt der Materie gesandt ist. Zweimal kommt ein Bote
des „Lebens“ zu ihm, das erstemal, um ihn über seinen göttlichen
Ursprung aufzuklären, ihn zum Ausharren zu ermahnen und ihn
der Heimkehr gewiß zu machen, das zweitemal, wenn er vom
Körper sich gelöst hat, um ihn über die Grenze zwischen Materie
und Lichtwelt zu führen. Besonders oft wird hierbei betont, daß
er rein und sündenlös geblieben ist, den Weltschöpfer (Ptahil)
und die Sieben (die Planeten, bezw. Sphärenherrscher) samt ihrer
Mutter der Rühä verachtet und verhöhnt hat und nun auf den
Ruf des Vaters siegreich und furchtlos aus eigener Kraft zu dem
Ort des Lichts emporsteigt. Auch das zeigt, daß es sich ursprüng-
lich um einen Gott handelte.
Hierzu paßt das Wort Mänä selbst, das ursprünglich Krug
oder Gefäß bezeichnet. Auf die entscheidende Stelle hat der Alt-
meister dieser Studien, Theodor Nöldeke, selbst hingewiesen,
ohne freilich ihre chronologische Bedeutung ans Licht zu stellen
[Zeitschrift /. Assyriologie XXX 1916 S. 160). Bei Irenaeus I 21, 5
wird das Erlösungsmysterium einer den Valentinianern nahe
stehenden, also stark vom Iran beeinflußten Sekte mitgeteilt2:
Alii sunt qui mortuos redimunt ad finem defunctionis mittentes
eorum capitibus oleum et aquam, sive praedictum unguentum cum
aqua, et supradictis invocationibus, ut incomprehensibiles et invisibiles
principibus et potestatibus fiant et ut superascendat super invisibilia
int er io r ipsorum homo, quasi corpus quidem ipsorum in creatura
mundi relinquatur, anirna vero proiciatur Demiurgo3. et praecipiunt
eis venientibus ad potestates haec dicere ... ,,Ego filius a Patre Patris,
qui ante fuit, filius autem in eo, qui ante juitd. veni autem oidere
1 Ich werde hierüber demnächst ausführlicher in einem Buch über das
iranische Erlösungsmysterium handeln.
2 Der griechische Wortlaut ist bei Epiphanios Haer. 36 erhalten, aber
etwas freier behandelt; so gebe ich die alte lateinische Übersetzung des
Irenaeus.
3 Epiphanios xvjp 8k (jiüx?)? cojtcov 7tapioTa[iiv7j<; tö Srjpuoupy« (wie
auvi<rraa!>ai vgl. Hellenistische Mysterienreligionen S. 69 u. 97).
4 Epiphanios sv tw Trpoovri (uapovTi Teil der Hss.). Es ist die Urzeit.
R. Reitzenstein:
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kann nur sein, der Seele des Sterbenden oder Gestorbenen durch
eine Art Analogiezauber das gleiche Los zu geben, das ein als
vorbildlich gefaßtes Gottwesen früher erhalten hat1. Daß es bis-
weilen auch mit dem Namen Adam bezeichnet wird, belehrt uns
weiter über sein Wesen. Immer wird in den 28 Texten der iranische
-pcoxop avApco-op eingeführt, der von dem „Leben“ zu Anfang
in die Welt der Materie gesandt ist. Zweimal kommt ein Bote
des „Lebens“ zu ihm, das erstemal, um ihn über seinen göttlichen
Ursprung aufzuklären, ihn zum Ausharren zu ermahnen und ihn
der Heimkehr gewiß zu machen, das zweitemal, wenn er vom
Körper sich gelöst hat, um ihn über die Grenze zwischen Materie
und Lichtwelt zu führen. Besonders oft wird hierbei betont, daß
er rein und sündenlös geblieben ist, den Weltschöpfer (Ptahil)
und die Sieben (die Planeten, bezw. Sphärenherrscher) samt ihrer
Mutter der Rühä verachtet und verhöhnt hat und nun auf den
Ruf des Vaters siegreich und furchtlos aus eigener Kraft zu dem
Ort des Lichts emporsteigt. Auch das zeigt, daß es sich ursprüng-
lich um einen Gott handelte.
Hierzu paßt das Wort Mänä selbst, das ursprünglich Krug
oder Gefäß bezeichnet. Auf die entscheidende Stelle hat der Alt-
meister dieser Studien, Theodor Nöldeke, selbst hingewiesen,
ohne freilich ihre chronologische Bedeutung ans Licht zu stellen
[Zeitschrift /. Assyriologie XXX 1916 S. 160). Bei Irenaeus I 21, 5
wird das Erlösungsmysterium einer den Valentinianern nahe
stehenden, also stark vom Iran beeinflußten Sekte mitgeteilt2:
Alii sunt qui mortuos redimunt ad finem defunctionis mittentes
eorum capitibus oleum et aquam, sive praedictum unguentum cum
aqua, et supradictis invocationibus, ut incomprehensibiles et invisibiles
principibus et potestatibus fiant et ut superascendat super invisibilia
int er io r ipsorum homo, quasi corpus quidem ipsorum in creatura
mundi relinquatur, anirna vero proiciatur Demiurgo3. et praecipiunt
eis venientibus ad potestates haec dicere ... ,,Ego filius a Patre Patris,
qui ante fuit, filius autem in eo, qui ante juitd. veni autem oidere
1 Ich werde hierüber demnächst ausführlicher in einem Buch über das
iranische Erlösungsmysterium handeln.
2 Der griechische Wortlaut ist bei Epiphanios Haer. 36 erhalten, aber
etwas freier behandelt; so gebe ich die alte lateinische Übersetzung des
Irenaeus.
3 Epiphanios xvjp 8k (jiüx?)? cojtcov 7tapioTa[iiv7j<; tö Srjpuoupy« (wie
auvi<rraa!>ai vgl. Hellenistische Mysterienreligionen S. 69 u. 97).
4 Epiphanios sv tw Trpoovri (uapovTi Teil der Hss.). Es ist die Urzeit.