R. Reitzenstein:
daß auch bei den Mandäern, allerdings erst aus jungen Quellen1,
ein Brauch bezeugt wird, den Sterbenden mit Wasser zu über-
gießen, also zu taufen2, und dabei bestimmte Gebete zu rezitieren,
damit er den Straforten entgehen kann. Selbst das Bild der Knoten
entspricht der mandäischen Bildersprache. Die Feinde der Seele
sind in den mandäischen Liedern immer Rühä und ihre Söhne, „die
Sieben“. Sie erscheinen hier als ol izepl röv Ä^gi.oupy6v3. Rühä
hat sie hier ohne Vater geboren; sie heißt ja auch in den mandäischen
Texten bisweilen die Jungfrau, die keine Jungfrau ist4. Daß sie
in dem gnostischen Text der ’A'/agwü angeglichen ist, begreift sich,
seit wir wissen, daß diese dem Ttvsüpa, also der monuhmed, semitisch
Rühä, gleichgesetzt ist5. Notwendig erhält sie dann die höhere
üocpla zur Mutter. Auch die drei den Menschen konstituierenden
Elemente ordnen sich dem gnostischen System entsprechend um.
Bei den Mandäern liegt in dem Körper zunächst der Geist als eine
Art feinerer Leib und erst in diesem der Mänä oder innere Mensch,
das Göttliche, die Seele, bei den Valentinianern liegt im Leibe
zunächst die als eine Art zweite Fessel des Göttlichen, des
innern Menschen, des -vsuga6.
Der JJergang scheint danach folgender: ein Teil der Valen-
tinianer, die ja wie die Mandäer stark vom Iran beeinflußt sind,
übernahm ein mandäisches Sakrament zusammen mit dem zu-
gehörigen Texte und paßte den letzteren, die Maseqtä, seinem
Grundsystem an. Ganz unwahrscheinlich wäre die umgekehrte
Annahme, daß die Mandäer nach einer valentinianischen Offen-
barungsschrift ihre Sterbelieder überarbeitet und eine Zeremonie
1 Siouffi, Etu'cLe's sur la religion des Soubbas (1880) p. 120. Brandt
Mand. Religion (1889) S. 81 ff.
2 Alte Andeutungen bestätigen das. So werden im rechten Genzä
XV 3 die Götter Jösamln, Abathur und Ptahil, ehe sie wieder zum Himmel
erhoben werden, getauft. Noch in der Enös-Rede des Johannesbuches cap.
74 p. 239, 12 Lidb. werden die aps dem Gefängnis befreiten Toten nachträg-
lich getauft.
3 Es ist echter Pluralbegriff, wie die Anrede öjxa^, u(a«v, üjxiv zeigt.
4 Daß sie in anderen Texten mit ihrem Sohne Ur die Sieben zeugt,
entstammt einer anderen Vorstellungsreihe. Die mandäische Auffassung der
Jungfrau, die keine Jungfrau ist, als Buhlerin hat sich durch die Ausführungen
über die falsche Weisheit (oben S. 54) erklärt.
5 Vgl. Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Litera-
tur S. 59.
6 Auch die Hermetische Literatur kennt das Schwanken über die
Reihenfolge der beiden Elemente.
daß auch bei den Mandäern, allerdings erst aus jungen Quellen1,
ein Brauch bezeugt wird, den Sterbenden mit Wasser zu über-
gießen, also zu taufen2, und dabei bestimmte Gebete zu rezitieren,
damit er den Straforten entgehen kann. Selbst das Bild der Knoten
entspricht der mandäischen Bildersprache. Die Feinde der Seele
sind in den mandäischen Liedern immer Rühä und ihre Söhne, „die
Sieben“. Sie erscheinen hier als ol izepl röv Ä^gi.oupy6v3. Rühä
hat sie hier ohne Vater geboren; sie heißt ja auch in den mandäischen
Texten bisweilen die Jungfrau, die keine Jungfrau ist4. Daß sie
in dem gnostischen Text der ’A'/agwü angeglichen ist, begreift sich,
seit wir wissen, daß diese dem Ttvsüpa, also der monuhmed, semitisch
Rühä, gleichgesetzt ist5. Notwendig erhält sie dann die höhere
üocpla zur Mutter. Auch die drei den Menschen konstituierenden
Elemente ordnen sich dem gnostischen System entsprechend um.
Bei den Mandäern liegt in dem Körper zunächst der Geist als eine
Art feinerer Leib und erst in diesem der Mänä oder innere Mensch,
das Göttliche, die Seele, bei den Valentinianern liegt im Leibe
zunächst die als eine Art zweite Fessel des Göttlichen, des
innern Menschen, des -vsuga6.
Der JJergang scheint danach folgender: ein Teil der Valen-
tinianer, die ja wie die Mandäer stark vom Iran beeinflußt sind,
übernahm ein mandäisches Sakrament zusammen mit dem zu-
gehörigen Texte und paßte den letzteren, die Maseqtä, seinem
Grundsystem an. Ganz unwahrscheinlich wäre die umgekehrte
Annahme, daß die Mandäer nach einer valentinianischen Offen-
barungsschrift ihre Sterbelieder überarbeitet und eine Zeremonie
1 Siouffi, Etu'cLe's sur la religion des Soubbas (1880) p. 120. Brandt
Mand. Religion (1889) S. 81 ff.
2 Alte Andeutungen bestätigen das. So werden im rechten Genzä
XV 3 die Götter Jösamln, Abathur und Ptahil, ehe sie wieder zum Himmel
erhoben werden, getauft. Noch in der Enös-Rede des Johannesbuches cap.
74 p. 239, 12 Lidb. werden die aps dem Gefängnis befreiten Toten nachträg-
lich getauft.
3 Es ist echter Pluralbegriff, wie die Anrede öjxa^, u(a«v, üjxiv zeigt.
4 Daß sie in anderen Texten mit ihrem Sohne Ur die Sieben zeugt,
entstammt einer anderen Vorstellungsreihe. Die mandäische Auffassung der
Jungfrau, die keine Jungfrau ist, als Buhlerin hat sich durch die Ausführungen
über die falsche Weisheit (oben S. 54) erklärt.
5 Vgl. Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Litera-
tur S. 59.
6 Auch die Hermetische Literatur kennt das Schwanken über die
Reihenfolge der beiden Elemente.