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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0089
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Das mandäische Buch des Herrn der Größe.

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geschaffen haben; auch ließe sich die Stellung der Rühä bei ihnen
nie aus der valentinianischen Achamoth erklären1. Die Deutung
des Namens Mänä ist damit gesichert und zugleich für diesen
Teil des mandäischen Totenbuchs eine Datierung gewonnen, die
sich uns später bestätigen wird: er reicht in seinen Grundlagen
bis über die Mitte des zweiten Jahrhunderts hinauf, beeinflußt
den christlichen Gnostizismus, ist aber selbst von ihm unabhängig.
Ich halte es daher für sehr beachtenswert, daß die Todes-
taufe zwar nicht mehr in den erhaltenen Jöhänä-Texten, wohl
aber in der alten Inhaltsangabe (oben S. 78) vorkommt.
Eine weitere Beobachtung über die Namen des göttlichen
Urmenschen kann diesen Ansatz bestätigen, doch muß ich etwas
weiter ausholen. Wie bei den Mandäern verschiedene mythologi-
sche Namen und neben ihnen beträchtlich seltener die Wesens-
bezeichnung (der erste Mann oder Mensch) Vorkommen, so bei den
Manichäern. Unter den mythologischen Namen gebraucht schon
M ani mit Vorliebe den des Adam (so in der Kapitelangabe des
Buches der Geheimnisse im Fihrist, Flügel S. 102 ,,Von der
Zeugenschaft Adams über Isä“), doch findet sich neben ihm auch
der persische Name des Urmenschen Gehmurd2. Diesen persi-
schen Namen nennt ausdrücklich eine außerordentlich interessante
und ausführliche Darstellung seiner Erzeugung in den Berliner
Fragmenten T. III 260a—e, deren Herausgabe wir von Prof.
F. W. K. Müller erhoffen dürfen. Dieselbe Sage erzählt offen-
bar das türkische Fragment T. II D 75 (A. v. Le Goq, Türkische
Manichaica aus Chotscho //, Abhandl. d. Berliner Akad. 1919, 3,
S. 6. 7), aber es nennt den Namen Adam. Ebenso das soghdische
leider arg verstümmelte Fragment M 141, das ich durch Prof.
Andreas kenne. Der Mythos selbst ist zweifellos iranisch und uns in
etwas abweichender und stark verkürzter Form in zwei voneinander
unabhängigen Exzerpten aus Manis Schriften im Fihrist und bei
Theodor bar Khöni erhalten. Ich gebe sie hier wörtlich. Der Fihrist
1 Die Rühä der Mandäer ist das Prinzip des Bösen, die Achamoth
der Valentinianer zwar aus der Lichtwelt in die Materie verbannt, aber von
Anfang an zur Erlösung bestimmt; die Kinder jener sind die ap^ovres tou
xocrgou toutou, die Planeten, die Kinder dieser die Einzelseelen; jene ist
die Erbfeindin des -ptÖTop avüpomoc,, diese tritt für ihn ein und ist sein Gegen-
bild. Nie konnte ein Valentinianer aus sich dies Mysterium ersinnen.
2 Dabei wird der persische Name, wie ich aus einer Notiz Prof. F. W.
K. Müllers ersehe, nicht nur für das rein menschliche Stammeshaupt, sondern
auch für den Gott Mensch gebraucht.
 
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