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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0090
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90

R. Reitzenstein:

bietet (Flügel S. 90): „Hierauf, sagt Mani, begattete sich einer
jener Archonten und der Sterne und die drängende Gewalt, die
Habgier, die Sinnenlust und die Sünde, und aus ihrer Begattung
ging der erste Mensch, welches Adam ist, hervor, und die diesen
beaufsichtigten, waren zwei Archonten, ein männlicher und ein
weiblicher. Alsdann erfolgte eine zweite Begattung und aus dieser
ging das schöne Weib, welches die Hawwä ist, hervor. — Als nun,
lehrt Mani, die fünf Engel das Licht Gottes, welches die Habgier
heimlich entrissen und in diesen beiden Geschöpfen gefangen ein-
geschlossen hatte, in -seiner Beschmutzung sahen, baten sie den
Boten froher Kupde, die Mutter des Lebens, den Urmenschen
und den Lebensgeist, daß sie jemanden zu diesem Urgeschöpf
senden möchten, der es losmache und errette, ihm die Erkenntnis
und die Gerechtigkeit offenbare und es von den Teufeln freimache.
Sie sandten also, fährt er fort, Isä (Jesus), den ein Gott begleitete1.
Diese ergriffen die beiden Archonten, setzten sie gefangen und
befreiten die beiden Geschöpfe. — Es machte sich aber Isä auf,
lehrt Mani, redete das Geschöpf, das ist Adam, an, erklärte ihm
die Paradiese und die Götter, die Hölle und die Teufel, die Erde
und den Himmel, die Sonne und den Mond2 3, machte ihm bange
vor der Hawwä, indem er ihn über ihre heftige Zudringlichkeit
aufklärte, und flößte ihm Furcht ein, sich ihr zu nähern, und Adam
gehorchte.“
Man vergleiche hiermit Theodor bar Khönis Bericht nach
Cumonts Herstellung (Recherches sur le Manicheisme I p. 40ff.):
Les filles des Tenebres etaient grosses unter ieurement de leur propre
nature. Par suite de la beaute des formes du Messager quJeiles avaient
vues, elles avorterent, leur foetus tomberent sur la terre et mangerent
les bourgeons des arbresz. Les Avortöns tinrent conseil entre eux et
se souvinrent de la forme du Messager qudls aoaient vue. Ils dirent:
1 Wahrscheinlich der Freund des Lichtes.
2 Da sich das große Berliner Fragment T III 260 eng mit diesem Be-
richte berührt, hebe ich hervor, daß die ersten beiden Blätter (a und b) tat-
sächlich eine Belehrung über den Lauf von Sonne und Mond bieten, die nicht
in den Einzelheiten, wohl aber in dem Gesamtcharakter dem Teil III des
äthiopischen Henochbuches entspricht. Wieder zeigt sich dies abhängig
von älteren iranischen Quellen, die in der manichäischen Literatur weiter-
geführt werden.
3 Augustin Contra Faustum VI 8 gibt die Ergänzung: eosdemque abor-
tivos fetus et masculos et feminas de caelo in terram cecidisse, vixisse, crevisse,
concubuisse, gennisse. Hinc esse dicunt originem carnium omnium, quae moven-
tur in terra, in aqua, in aere (mehr bei Cumont).
 
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