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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 12. Abhandlung): Das Mandäische Buch des Herrn der Größe und die Evangelienüberlieferung — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37689#0092
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92

R. Reitzenstein:

Worten Jesus le lumineux ist also ein längeres Stück Erzählung-
ausgelassen1; ein Vergleich mit dem freilich ebenfalls unvollstän-
digen Bericht des Filmst bestätigt das. Wir haben durch Theodor
bar Khöni nur noch das Endstück dieser Erzählung, aber in ihm
einen charakteristischen Einzelzug, der in einem Text des zweiten,
also des mythologischen Buches des linken Genzä der Mandäer
wiederkehrt, II 8 p. 47: „Ein Mariä bin ich des großen Lebens,
ein Mänä bin ich des gewaltigen Lebens, ein Mänä bin ich des
großen Lebens. Ich brach auf, um in die Welt zu kommen, um in
die Welt zu kommen brach ich auf, nicht merken es ihre Bewohner
insgesamt, nicht nehmen mich wahr alle Welten. Gar lange be-
merkten mich nicht die Äonen, bis man mich in den Rumpf warf.
Bis man mich in Rumpf warf und Adam auf seinen Fußen
stand2. [Adam stand auf seinen Füßen, während der Schlaf
ihn übermannte3.] Als Adam auf seinen Füßen stand, verfluchte
er den Mann seinen Helfer. Er verfluchte den Bildner der Körper,
in dessen Hand die Werke nicht recht wurden. Seine Werke
<wurden nicht recht>, bis er Adam schuf, bis dieser seinem Bilde
glich, bis er lebenden Feuers voll war, wie sein Vater ihn damit
gefüllt hatte. Er schuf und machte es nicht recht, bis er den fal-
schen Rumpf schuf. Er schuf den falschen Rumpf und die nichtige
Herberge.“ Der Mänä geht dann in die Klagen, die in diesem Teil
immer wiederkehren, über: „Warum scheuchten sie mich von
meiner Stätte weg, vertrieben mich aus der Mitte meiner Brüder ?“
Das Lied verläuft nach dem festen Schema; nur die Adamsschil-
derung weicht ab, entspricht aber ganz der manichäischen. Der
Fluch Adams gilt dem Ptahil, dem Schöpfer der körperlichen
1 Ein neues Exzerpt beginnt, eingeführt Meines dit encore (Pognon
S. 191). Mit der gleichen Formel werden im Fihrist die ebenfalls nicht zu-
sammenhängenden Exzerpte eingeleitet.
2 Vgl. den 6. Traktat des rechten Genzä (die Weltschöpfung): Die
Sieben schaffen, von Ptahil dazu aufgefordert, den Leib des Adam, den sie
aber nicht aufrecht zu stellen vermögen. Dazu verlangen sie von jenem
„Laß uns von dem Geist in ihn-werfen, den du aus dem Hause deines Vaters
mit dir gebracht hast.“ Ptahil begibt sich zu dem Lichtort, dem Vater der
Uthras, auch seinem Vater, der für ihn zum verborgenen Orte geht und ihm
das große Kleid, welches alle Dinge erleuchtet, verschafft. Nun ruft aber
auch das [Erste] Leben die Helfer ins Dasein, Hibil, Sitil und Anös, und
beauftragt sie mit der Fürsorge für die Seelen. Niemand soll wissen, namentlich
Ptahil nicht, wie die Seele in den Körper falle, so daß dieser lebendig wird
(Brandt, Mand. Rel. S. 36, vgl. die Fortsetzung).
3 Offenbar Zusatz.
 
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