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Albert Grünwedel:
Fehlern und Mißverständnissen wimmelnde Übersetzung gemacht.
Ferner ist für die Bibjiotheca Buddhica eine russische Übersetzung
des dKar-c'ag von bLa-bran in Aussicht genommen, aber, soviel
ich weiß, nicht erschienen: B. B. EapaAHH't, Omicame CTaTyn
ManTpeö 30üotom,& xpanth bi. ladpaHh 1912.
Die ziemlich reichen, aber durch Zufall mehr als nach einem
bewußten Plane entstandenen Bestände der Berliner Bibliothek ent-
halten von solchen Werken nur ein einziges, soweit ich bis jetzt
sehen konnte. Es ist dies der schöne dKar-c'ag des Pancaslrsapar-
vata des durch sein elegantes Tibetisch und seine fruchtbringende
Tätigkeit für die mongolische Sprache wohlbekannten lCan-skya von
Peking Lalitavajra. Ich hoffe, dies kleine Werk bald in Übersetzung
geben zu können. Die Arbeit ist eine leichte, da wir durch
Boerschmann den Tempel genau kennen.
Bei meinem Aufenthalte in St. Petersburg im Spätherbst 1913
sah ich mich in erster Linie um einschlägige Werke um. Ich fand
im Museum Alexanders III. unter den massenhaften tibetischen
Büchern, welche Id. Kozlov mitgebracht hatte, u. a. einen hoch-
interessanten, umfangreichen dKar-c'ag von sKu-obum, den ich mir
ganz abschrieb, da auch hier die FiLCHNERschen Aufnahmen Rück-
halt geben, und ferner noch das folgende amüsante, aber sehr
schwierige Schriftchen: die Vorlage zu A. Waddells oben zitierten
Artikel. Diese kleinen, stark propagandistischen Führer sind für die
Pilger gemacht, werden von ihnen gekauft und ihnen beim Besuch
der heiligen Stätten von den Lamas selbst erklärt.
Der Text ist sehr kurz und so angeordnet, daß er als Kom-
mentar zu einem Gedicht über Lhasa, dessen Verfasser kein ge-
ringerer als der in der Geschichte so berühmte erste Dalai-Lama
ist, eingeschoben wird. Ein eigentlicher dKar-c'ag ist das Werkchen
also nicht. Es ist eine bittere Polemik gegen die Rotmützen, an-
geschlossen an die Beschreibung des Tempels in einer Sprache, die
durchaus auf den indischen Kävyas fußt. Besonders sind die Be-
ziehungen zum Meghaclüta des Kälidäsa so auffallend, daß sie eine
genauere LIervorhebung verdienen, schon deshalb, weil der un-
geheure Einfluß dieser Literatur auf die tibetische Poesie, die be-
sonders in den Gesängen des Mi-la-ras-pa so hervortritt, noch
keineswegs gebührend gewürdigt ist. Das Gedicht des Großlamas
selbst, 317 Verse, ist schwierig, aber geistvoll und strotzt voll
bissigen Humors. Aber diese in einer Übersetzung kaum wieder-
gebbaren Schönheiten im Sinne Dandins und Finessen lamaistischer
Albert Grünwedel:
Fehlern und Mißverständnissen wimmelnde Übersetzung gemacht.
Ferner ist für die Bibjiotheca Buddhica eine russische Übersetzung
des dKar-c'ag von bLa-bran in Aussicht genommen, aber, soviel
ich weiß, nicht erschienen: B. B. EapaAHH't, Omicame CTaTyn
ManTpeö 30üotom,& xpanth bi. ladpaHh 1912.
Die ziemlich reichen, aber durch Zufall mehr als nach einem
bewußten Plane entstandenen Bestände der Berliner Bibliothek ent-
halten von solchen Werken nur ein einziges, soweit ich bis jetzt
sehen konnte. Es ist dies der schöne dKar-c'ag des Pancaslrsapar-
vata des durch sein elegantes Tibetisch und seine fruchtbringende
Tätigkeit für die mongolische Sprache wohlbekannten lCan-skya von
Peking Lalitavajra. Ich hoffe, dies kleine Werk bald in Übersetzung
geben zu können. Die Arbeit ist eine leichte, da wir durch
Boerschmann den Tempel genau kennen.
Bei meinem Aufenthalte in St. Petersburg im Spätherbst 1913
sah ich mich in erster Linie um einschlägige Werke um. Ich fand
im Museum Alexanders III. unter den massenhaften tibetischen
Büchern, welche Id. Kozlov mitgebracht hatte, u. a. einen hoch-
interessanten, umfangreichen dKar-c'ag von sKu-obum, den ich mir
ganz abschrieb, da auch hier die FiLCHNERschen Aufnahmen Rück-
halt geben, und ferner noch das folgende amüsante, aber sehr
schwierige Schriftchen: die Vorlage zu A. Waddells oben zitierten
Artikel. Diese kleinen, stark propagandistischen Führer sind für die
Pilger gemacht, werden von ihnen gekauft und ihnen beim Besuch
der heiligen Stätten von den Lamas selbst erklärt.
Der Text ist sehr kurz und so angeordnet, daß er als Kom-
mentar zu einem Gedicht über Lhasa, dessen Verfasser kein ge-
ringerer als der in der Geschichte so berühmte erste Dalai-Lama
ist, eingeschoben wird. Ein eigentlicher dKar-c'ag ist das Werkchen
also nicht. Es ist eine bittere Polemik gegen die Rotmützen, an-
geschlossen an die Beschreibung des Tempels in einer Sprache, die
durchaus auf den indischen Kävyas fußt. Besonders sind die Be-
ziehungen zum Meghaclüta des Kälidäsa so auffallend, daß sie eine
genauere LIervorhebung verdienen, schon deshalb, weil der un-
geheure Einfluß dieser Literatur auf die tibetische Poesie, die be-
sonders in den Gesängen des Mi-la-ras-pa so hervortritt, noch
keineswegs gebührend gewürdigt ist. Das Gedicht des Großlamas
selbst, 317 Verse, ist schwierig, aber geistvoll und strotzt voll
bissigen Humors. Aber diese in einer Übersetzung kaum wieder-
gebbaren Schönheiten im Sinne Dandins und Finessen lamaistischer