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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0017
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Zur Einführung in die ind. einh. Sprachw. II. 13
thamä). Nur der Verfasser der Brhaddevatä spricht (I, 43) von
acht Vibhakti’s, rechnet also den Vokativ als selbständigen Kasus.
Was die Bedeutung des Wortes vibhakti betrifft, so gehört
es in der Brähmana - Zeit (vgl. z. B. Ait. I, 1. VII, 1) deutlich zu
ybhaj, bedeutet also 'Verteilung’.1 Später (Kätantravrtti II,
1, 2. III, 1, 1: arthasya vibhanjanäd vibliaktaya iti) hat man es
zu y bhanj 'biegen’ gezogen (vgl. unsern Ausdruck Flexion). Yäska
gebraucht, soviel ich sehe, vibhakti nur erst für die Kasusendungen
des Nomens, während die Späteren auch die Personalendungen
des Verbums darunter begreifen.
IG Am Schluß der Brähmana-Periode kommen noch einige neue
Worte der in § 14 Gezeichneten Art hinzu, so in der Chändogya-
Upanisad dhätu und nihsthä. Ch. VI, 5, 1—3 heißen dhätu die
Grundstoffe des menschlichen Körpers. Nihsthä ist VII, 20, 1
die Vollendung einer Handlung; Panini verwendet dieses Wort in
etwas reduzierter Form (nisthä) als gemeinsame Bezeichnung des
Participium Perfecti Passivi und des davon abgeleiteten P. P. Activi
(-ta und -tavat).
Damit sind wir beim Verbum angelangt, mit dem wir uns in
diesem Zusammenhang vorzugsweise beschäftigen wmllen.
Das Verbum in der Brahmana-Zeit.
17 Von einer Erkenntnis der Eigenart des Verbums gegenüber
den Nomina oder überhaupt von einem Versuch der Einteilung
der Wörter nach ihren besonderen Merkmalen findet sich im
Aitareya-Brähmana noch keine Spur. Die wichtigste Errungen-
schaft im Bereich des Verbums ist die Aufstellung der drei Kate-
gorien Zukunft (IV, 29, 3. V, 4, 2. 16, 5), Gegenwart (IV, 31, 3. 4.
V, 6, 5. 18, 4) und Vergangenheit (V, 1, 3. 12, 3. 20, 5). Daß es
sich aber hier noch mehr um logische als grammatische Abstrak-
tionen handelt, sehen wir daraus, daß für die Zukunft meist Im-
perative gewählt werden (ä yähi, ed ihi, praitu). Für Gegenwart
(vrnlmahe usw.) und Vergangenheit (susuma, adadät, havanta,
aganma, dadrire) finden wir die entsprechenden grammatischen
Tempora.
Zur Bezeichnung dieser Kategorien wählt Mahidäsa Partizipien
der W. kr 'machen’: karisyat, kurvat, krtam. Das ist insofern be-
merkenswert, als er damit ein Muster für zahlreiche spätere gram-

1 So auch noch Candra in der Vrtti zu II, 1, 1: vibhago vibhaktir itikrtva.
 
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