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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0025
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Zur Einführung in die ind. einh. Spra.ehw. II.

21

Freund erhielt, den kühnen Gedanken, neben den heiligen, von
den Vorfahren überlieferten Rgveda einen zweiten zu stellen, der
jedes Wort in. der Form zeigen sollte, die es für sich allein aus-
gesprochen annimmt.
Dieses Werk, konsequent durchgeführt, mußte nicht nur für
die Lautlehre, sondern für die sprachliche Erkenntnis überhaupt
von ähnlich grandlegender Bedeutung werden wie etwa die trigono-
metrische Aufnahme für die Geographie eines Landes. Erforderte
doch schon die Zerlegung des Textes in einzelne Worte ein ganz
andres Eingehen auf den Sinn als die bloße Rezitation. Am be-
deutendsten war der Gewinn naturgemäß für die Lautlehre selbst.
Manche Erscheinung trat dadurch gewiß überhaupt erst ins Be-
wußtsein, von andern, schon teilweise erkannten, lernte man nun
ihre genauen Grenzen und näheren Bedingungen kennen. Ihm
verdankt die indische Sprachwissenschaft die induktive Richtung
und den präzisen Charakter, zwei Eigenschaften, die ihr dauernd
verblieben sind.
Über die Zerlegung des Textes in einzelne Worte, die Säkalya
im wesentlichen schon in der noch heut geltenden Weise aus-
führt, ist er, von phonetischen Einzelheiten abgesehen, in zwei-
facher Richtung hinausgegangen: er kennzeichnet die Komposita
und die Pragrhya, d. h. die Vokale, die mit folgendem vokalischem
Anlaut nicht verschmelzen. Letztere hebt er durch nachgesetztes
iti 'so’ hervor, das mit seinem vokalischen Anlaut zugleich auf
den Grund der Hervorhebung hinweist; die Glieder des Komposi-
tums markiert er durch Avagraha, d. h. durch Pause von einer
Mora (Rkprät. 29). Ebenso wie diese trennt er den Wortstamm
von denjenigen Suffixen, die den Stamm lautlich in der gleichen
Weise beeinflussen, wie das Hinterglied eines Kompositums sein
Vorderglied (marud-bhih, marud-bhyah wie marud-gana gegen-
über marut-ä, marut-os, Aufzählung diester Suffixe Väj. Prät.
Kapitel 5), ein Beweis, daß es ihm auch hierbei nur auf die pho-
netischen Verhältnisse ankommt. Noch bei Panini spüren wir
die Nachwirkung dieses Verfahrens in seiner Verwendung des
Namens Pada für den Nominalstamm vor diesen Endungen (I, 4,
15—17).
Ist ein auf Pragrhya endendes Wort zugleich ein Komposi-
tum, so wird es im Padapätha zweimal gesetzt, zuerst ohne, dann
mit Avagraha; z. B. Rv. I, 3, 4 citrabhäno iti citra-bhäno.
 
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