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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0019
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Logische Studien über Entwicklung.

19

B. Wiederholungen und Ergänzungen.
1. Die Frage, wie das Zustandekommen einer Bewegung oder
Bewegungsänderung eines materiellen Letztdinges m gedacht
werden kann, wenn mechanische Zurückbeziehung unmöglich ist,
ist selbstredend eine ganz andere als die, ob solche Zurückbeziehung
möglich ist oder nicht; die Frage des „ob“ wird im folgenden
als im Sinne der Unmöglichkeit erledigt vorausgesetzt.
Descartes und, in breiterer Ausführung, Hartmann1 lassen
das Amechanische drehende Wirkungen auf das Materielle aus-
üben, wobei der allgemeine Satz von der Energieerhaltung nicht
verletzt wird, wenn schon der Satz, daß Energie auch in jeder
der drei Achsen eines Koordinatensystems konstant bleibt, durch-
brochen wird; es wird Energie aus einer Koordinatenachse in die
andere umgelagert.
Andere lassen das Amechanische Energie schaffen. Zu dieser
apriori möglichen Annahme zwingt aber nichts; im Gegenteil.
Ganz unmöglich ist die Lehre, daß das Amechanische selbst
eine „Energieart“ sei, die dem Verwandlungsgesetz unterstehe.
Ich selbst ließ das Amechanische vorgebildete materielle
Geschehensmöglichkeiten (Potentialdifferenzen) in statu poten-
tiae erhalten, also „suspendieren“. Aus der Fülle des suspendierten
Möglichen wird im einzelnen Geschehensfalle etwas Bestimmtes
an Wirkung actu zugelassen durch partielle Suspensions aufhebung.
Dieser Gedanke ist von mir sowohl auf dem Boden der allgemeinen
Energetik wie auf dem einer dynamischen Mechanik durchgeführt
worden2.
Nach meiner Auffassung bewegt sich also ein Urding m in
vitalen Systemen bestimmt durch:
1. sein eigenes Sosein,
2. ein Gefüge von auf es wirkenden mechanischen Kräften,
3. einen nicht raumhaftenGeschehensbestimmer, welcher die
Gesamtheit des auf m wirken „Könnenden“ im Zustand der Poten-
tialität hält und nur bestimmte Bestandteile dieser Gesamtheit
sich aktuell bestätigen läßt.
2. Meine Lehre hat folgende Eigentümlichkeiten:
a) Sie wahrt die Gültigkeit beider energetischen Hauptsätze,
nämlich des Satzes von der Erhaltung der Energie und des Satzes,
1 Gründlichste Darstellung in: Das Problem des Lebens, 1906, S. 386ff.
2 Phil. d. Org. II, S. 178ff.
 
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