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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 18. Abhandlung): Logische Studien über Entwicklung, 2 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37695#0042
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42

Hans Driesch:

es freilich auf Wahrung der normalen Proportion zwischen beiden
Elementarten ankommt1.)
2. Klärung des Begriffs mechanisch.
Ein mechanisches System im engsten Sinne ist ein solches,
dessen Letztdinge sich nur (kinetisch) durch Stoß oder (dynamisch)
durch Stoß und newtonische Anziehung in ihren Bewegungen
beeinflussen.
Im weiteren Sinne heiße ein System mechanisch, wenn für
das' Geschehen in ihm ein Gesetz gilt, in welchem nur die Koor-
dinaten der Letztdinge, ihre Geschwindigkeiten und ihre Poten-
tiale Vorkommen. Im weiteren Sinne mechanisch wäre also auch
ein- System, für welches das elektrodynamische Gesetz Webers
gelten würde, so daß die Stärke der Anziehung (und Abstoßung)
unter seinen Letztdingen von ihren Geschwindigkeiten abhängt.
Auch die Systeme der neuesten Elektrodynamik sind also
mechanisch im weitesten Sinne und zwar gleichgültig, ob, wie es
die Mathematiker heben, von den Maxwell-Hertz sehen Gleichun-
gen als einem Letzten, das sich auf existierende „Punkte“ bezieht,
ausgegangen wird, oder ob, wie die Logik der Physik es als allein
Endgültiges immer wieder fordern muß, ein elementares Gesetz
des Wirkens zwischen den endlichen Elektronen den eigentlichen
Ausgang bildet. Die hier erstehenden Streitfragen, ja, sogar die
ganz grundlegende Frage, ob eine mathematisch-funktionelle For-
mung der Naturgesetze genügt (Mach, Verworn) oder, wie wir
selbst meinen, nur Vorbereitung für eine echt kausale, mit den
Begriffen Ursache und Wirkung arbeitende ist, läßt das für uns
Wesentliche unberührt.
Allein wesentlich aber für uns ist, daß unter einem mechanischen
System ein solches verstanden werde, für dessen Kennzeichnung
nur in Frage kommen solche empirischen Existenzen (einschließ-
lich existierender „Vermögen“), welche sich Punkten, Strecken,
Flächen oder Raumabteilen des einen Naturraums vollständig
zuordnen lassen.
Der Einfachheit halber legen wir im folgenden dem Worte
„mechanisch“ die Ansicht zugrunde, daß es sich um ein dyna-
1 Näheres über „unharmonisch zusammengesetzte Keime“ in meiner
Schrift: Der Begriff der organischen Form (Schaxels Abh. z. theor. Bi oh, Heft 3),
1919, S. 75 f. v
 
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