Einleitung.
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Diese Mitteilung scheint an sich ohne Belang zu sein, sie ist aber
von Wichtigkeit, denn aus dieser Gegend, aus Galatien kam später,
1540, das Anerbieten — die Bibliothek der Palaeologen zur Stelle
zu schaffen1.
Was ist aus der kaiserlichen Bibliothek bei der Eroberung
Konstantinopels geworden ?
Kein Zeuge meldet ihren Verbleib. Weder Isidor noch Dukas
noch Kritobulos nehmen sie aus von dem allgemeinen Untergang
und der Zerstreuung der Bücherschätze Konstantinopels. Welches
ihr Schicksal gewesen ist, niemand hat es zu sagen gewußt, damals
nicht, noch in der Folgezeit. Die Erinnerung nur an ihre einstige
Existenz ist geblieben und besonders deutlich und schmerzlich
wachgerufen worden, wenn von unwiederbringlichen Schätzen die
Rede ist, die dort vorhanden gewesen sein sollen. So wenn Kon-
stantinos Laskaris, der neunzehnjährig 1453 in Konstantinopel in
türkische Gefangenschaft geriet, erzählte: Ego omnes Diodori libros
vidi in Bibliotheca Imperatoris Constantinopolitani2\
Es ist ein alter Glaube, daß im Serai zu Konstantinopel
kostbare Handschriftenschätze, darunter die Reste der Bibliothek
der Palaeologen, verborgen liegen, ja schüchtern hat sich sogar die
Vermutung hervorgewagt, der Eroberer selbst, Sultan Mehem-
med II., habe sich die Rettung der kaiserlichen Bibliothek ange-
legen sein lassen können.
1 Vgl. unten S. 29.
2 (Konstantinos Laskaris), Vitae illustrium Phiiosophorum Siculorum et
Calabrorum. (Am Ende:) impressae in nobilissima urbe Messana. Per Guilliel-
mum scomberg alamanum de franckfordia Anno dhi. M. CCCCXCIX. quinta
vero die Martii. Vgl. Emile Legrand, Bibliographie hellenique. T. 1, Paris
1885, S. LXXXVf. Wieder abgedruckt: Sicanicarum rerum compendium
Maurolyco abbate Siculo authore, Messina 1562, S. 18 ff.; Fabricius, Biblio-
theca Graeca, T. 14, Hamburg 1728 S. 27 ff.; Migne, Patrologia Graeca,
T. 161, S. 915 ff. Vgl. Labate im Archivio storico siciliano N. S. 26, 1901
S. 228. — Hie sizilische Abteilung ist dem Vizekönig von Sizilien, Ferdinando
de Acuha, die kalabrische Alfons von Aragon, Herzog von Kaläbrien gewidmet.
Es heißt da, Fabricius a. a. O. S. 29, Migne a. a. O. S. 918 s. v. Diodorus
Siculus: Ego autem omnes eius libros vidi in Bibliotheca Imperatoris CPolitani.
— Merkwürdigerweise fehlt dieser Passus in einer anderen Rezension der
Schrift über die Sizilianer, die Laskaris Rat und Bürgern von Messina gewid-
met hat; diese Rezension ist veröffentlicht von P. Priore D.Vito M. Amico in:
Memorie per servire alla storia letteraria di Sicilia, T. 1, Palermo 1756 P. IV
S. 3ff. (Catania 18. Marzo 1756).
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Diese Mitteilung scheint an sich ohne Belang zu sein, sie ist aber
von Wichtigkeit, denn aus dieser Gegend, aus Galatien kam später,
1540, das Anerbieten — die Bibliothek der Palaeologen zur Stelle
zu schaffen1.
Was ist aus der kaiserlichen Bibliothek bei der Eroberung
Konstantinopels geworden ?
Kein Zeuge meldet ihren Verbleib. Weder Isidor noch Dukas
noch Kritobulos nehmen sie aus von dem allgemeinen Untergang
und der Zerstreuung der Bücherschätze Konstantinopels. Welches
ihr Schicksal gewesen ist, niemand hat es zu sagen gewußt, damals
nicht, noch in der Folgezeit. Die Erinnerung nur an ihre einstige
Existenz ist geblieben und besonders deutlich und schmerzlich
wachgerufen worden, wenn von unwiederbringlichen Schätzen die
Rede ist, die dort vorhanden gewesen sein sollen. So wenn Kon-
stantinos Laskaris, der neunzehnjährig 1453 in Konstantinopel in
türkische Gefangenschaft geriet, erzählte: Ego omnes Diodori libros
vidi in Bibliotheca Imperatoris Constantinopolitani2\
Es ist ein alter Glaube, daß im Serai zu Konstantinopel
kostbare Handschriftenschätze, darunter die Reste der Bibliothek
der Palaeologen, verborgen liegen, ja schüchtern hat sich sogar die
Vermutung hervorgewagt, der Eroberer selbst, Sultan Mehem-
med II., habe sich die Rettung der kaiserlichen Bibliothek ange-
legen sein lassen können.
1 Vgl. unten S. 29.
2 (Konstantinos Laskaris), Vitae illustrium Phiiosophorum Siculorum et
Calabrorum. (Am Ende:) impressae in nobilissima urbe Messana. Per Guilliel-
mum scomberg alamanum de franckfordia Anno dhi. M. CCCCXCIX. quinta
vero die Martii. Vgl. Emile Legrand, Bibliographie hellenique. T. 1, Paris
1885, S. LXXXVf. Wieder abgedruckt: Sicanicarum rerum compendium
Maurolyco abbate Siculo authore, Messina 1562, S. 18 ff.; Fabricius, Biblio-
theca Graeca, T. 14, Hamburg 1728 S. 27 ff.; Migne, Patrologia Graeca,
T. 161, S. 915 ff. Vgl. Labate im Archivio storico siciliano N. S. 26, 1901
S. 228. — Hie sizilische Abteilung ist dem Vizekönig von Sizilien, Ferdinando
de Acuha, die kalabrische Alfons von Aragon, Herzog von Kaläbrien gewidmet.
Es heißt da, Fabricius a. a. O. S. 29, Migne a. a. O. S. 918 s. v. Diodorus
Siculus: Ego autem omnes eius libros vidi in Bibliotheca Imperatoris CPolitani.
— Merkwürdigerweise fehlt dieser Passus in einer anderen Rezension der
Schrift über die Sizilianer, die Laskaris Rat und Bürgern von Messina gewid-
met hat; diese Rezension ist veröffentlicht von P. Priore D.Vito M. Amico in:
Memorie per servire alla storia letteraria di Sicilia, T. 1, Palermo 1756 P. IV
S. 3ff. (Catania 18. Marzo 1756).