Stephan Gerlacli.
27
um griechische Handschriften in seinen Besitz zu bringen oder doch
wenigstens kennen zu lernen, ist in seinem Tagebuch pünktlich
gebucht. Im allgemeinen erfuhr er die Wahrheit der Behauptung
des Patriarchen Metrophanes, es sei nichts rechtes mehr zu be-
kommen, dieweil die Welschen und Frantzosen die besten Bücher
um ein großes Geld an sich erkauf ft, und aus dem Lande gef ähret
haben1, manches Stück hat er sich aus Mangel an Mitteln entgehen
lassen müssen, und mancher Weg wird ihm nicht gewiesen worden
sein, weil man wußte, daß er nicht reich an Geld war. In erster
Linie war er auf die Zygomalas, den Vater und den Sohn, Proto-
notar des Patriarchates, als Verkäufer und Mittler angewiesen, wie
vor Jahren schon Busbeck, besser wie sie kannte damals niemand
in Konstantinopel den „Markt“. Aber der kluge Schwabe durch-
schaute sehr wohl die erbärmliche Gesinnung der beiden Griechen
und erkannte den elenden Schacher, den sie mit Handschriften
trieben; die Kenntnisse der beiden Ehrenmänner hat er sich zu-
nutze gemacht, betrügen haben sie ihn in erheblichem Maße nicht
können2. Außerdem hat Gerlach keine Mühe gescheut, um zu
erfahren, wo noch etwas zu haben sei, griechische und deutsche
Gelehrte, denen er in Konstantinopel begegnete, hat er nach Mög-
lichkeit ausgefragt, unter anderen den Dr. Manlius3, Leibarzt Ryms,
des Vorgängers von Ungnad in der Gesandtschaft, der seihst Hand-
schriften gesammelt,4, vor allem den Patriarchen Metrophanes, den
gelehrtesten unter allen Griechen5. Was ihm unerreichbar war,
hat Gerlach notiert, verzeichnet, so die Bibliothek des Patriarchen
Metrophanes und — nach langem Warten — die des Georgios
Kantakuzenos6. Aber in dem ganzen ausführlichen Tagebuch findet
sich nirgends auch nur die leiseste Andeutung von einer Bibliothek
1 Tagebuch S. 425.
2 Tagebuch passim, vor allem S. 371, ihre Beziehung zu Busbeck S.116,
279 u. ö.
3 Über Manlius’ verschollene Handschriften vgl. meine Notiz im Zentral-
blatt für Bibliothekswesen 25, 1908, S. 23 A. 3.
4 Das wertvolle Tagebuch Ryms ist verloren, vgl. Saint-Genois, Les
voyageurs beiges I, Brüssel 1846. S. 52; ein Brief von ihm an Pighius betr.
das Monumentum Ancyranum vom 1. XI. 1574 s. Mommsen, Monatsberichte
der Berliner Akademie, 1866, S. 421; sein Maler von dem er dort spricht,
M. Albrecht, s. Gerlach, Tagebuch S. 47.
5 Tagebuch passim., S. 59.
6 Tagebuch S. 500; vgl. E. Legrand, Notice biographique sur Jean et
Theodore Zygomalas, in: Recueil de textes et traditions p. p. les pro-
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um griechische Handschriften in seinen Besitz zu bringen oder doch
wenigstens kennen zu lernen, ist in seinem Tagebuch pünktlich
gebucht. Im allgemeinen erfuhr er die Wahrheit der Behauptung
des Patriarchen Metrophanes, es sei nichts rechtes mehr zu be-
kommen, dieweil die Welschen und Frantzosen die besten Bücher
um ein großes Geld an sich erkauf ft, und aus dem Lande gef ähret
haben1, manches Stück hat er sich aus Mangel an Mitteln entgehen
lassen müssen, und mancher Weg wird ihm nicht gewiesen worden
sein, weil man wußte, daß er nicht reich an Geld war. In erster
Linie war er auf die Zygomalas, den Vater und den Sohn, Proto-
notar des Patriarchates, als Verkäufer und Mittler angewiesen, wie
vor Jahren schon Busbeck, besser wie sie kannte damals niemand
in Konstantinopel den „Markt“. Aber der kluge Schwabe durch-
schaute sehr wohl die erbärmliche Gesinnung der beiden Griechen
und erkannte den elenden Schacher, den sie mit Handschriften
trieben; die Kenntnisse der beiden Ehrenmänner hat er sich zu-
nutze gemacht, betrügen haben sie ihn in erheblichem Maße nicht
können2. Außerdem hat Gerlach keine Mühe gescheut, um zu
erfahren, wo noch etwas zu haben sei, griechische und deutsche
Gelehrte, denen er in Konstantinopel begegnete, hat er nach Mög-
lichkeit ausgefragt, unter anderen den Dr. Manlius3, Leibarzt Ryms,
des Vorgängers von Ungnad in der Gesandtschaft, der seihst Hand-
schriften gesammelt,4, vor allem den Patriarchen Metrophanes, den
gelehrtesten unter allen Griechen5. Was ihm unerreichbar war,
hat Gerlach notiert, verzeichnet, so die Bibliothek des Patriarchen
Metrophanes und — nach langem Warten — die des Georgios
Kantakuzenos6. Aber in dem ganzen ausführlichen Tagebuch findet
sich nirgends auch nur die leiseste Andeutung von einer Bibliothek
1 Tagebuch S. 425.
2 Tagebuch passim, vor allem S. 371, ihre Beziehung zu Busbeck S.116,
279 u. ö.
3 Über Manlius’ verschollene Handschriften vgl. meine Notiz im Zentral-
blatt für Bibliothekswesen 25, 1908, S. 23 A. 3.
4 Das wertvolle Tagebuch Ryms ist verloren, vgl. Saint-Genois, Les
voyageurs beiges I, Brüssel 1846. S. 52; ein Brief von ihm an Pighius betr.
das Monumentum Ancyranum vom 1. XI. 1574 s. Mommsen, Monatsberichte
der Berliner Akademie, 1866, S. 421; sein Maler von dem er dort spricht,
M. Albrecht, s. Gerlach, Tagebuch S. 47.
5 Tagebuch passim., S. 59.
6 Tagebuch S. 500; vgl. E. Legrand, Notice biographique sur Jean et
Theodore Zygomalas, in: Recueil de textes et traditions p. p. les pro-