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Jacobs, Emil [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0037
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Guillaume Pellicier.

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Jahre später eine Handschrift des Dioskorides für seinen Freund
Matthioli entliehen1. Bereits fast vier Jahrzehnte vor Hartung-
Calaminus’ Veröffentlichung ist Guillaume Pellicier die Samm-
lung Marmoretto (Hartung Nr. 7 = Förster §9) zum Kaufe an-
geboten und zur selben Zeit das Verzeichnis einer Bibliothek
griechischer Handschriften vorgewiesen worden, das an fabel-
haften Stücken jenem namenlosen Katalog librorum hinc inde
extantium nichts nachgegeben hat2. Den Namen des kühnen Ver-
käufers oder Vermittlers erfahren wir nicht, auch Besitzer und Ort
des Schatzes werden nur angedeutet, aber nichts geringeres vermaß
er sich zu schaffen als la garde-robbe et despouille de toute la librairye
des em.pereurs Paleologues, die Beste der Bibliothek der Paläologen!
La fleur et paragon des livres du mondel Livres que Von ne pourroyt
croyre qu’ilz se trouvassent de ce temps icy en tout le monde! So
Pellicier am 8. Oktober 1540 an Pierre du Chastel, den Biblio-
thekar des Königs. In Anatolien, genauer in Galatien sollte der
Schatz liegen3. Etwa in Angora, wohin nach jenem armenischen
Bericht 1453 zahllose Bücher von den Türken verschleppt waren4 ?
Mehr erfahren wir aus Pelliciers Briefen nicht, auch meldet keine
Zeile, was aus der Sache geworden ist.
Mit kühler Kritik hat Pellicier, der sich während der Zeit,
da er Franz I. als Gesandter in Venedig vertrat (1539—1542), die
größten Verdienste um die Bildung der griechischen Handschriften-
sammlung von Fontainebleau erwarb und auch für sich selbst
eine stattliche Sammlung zusammenbrachte, das ungeheuerliche
Angebot entgegengenommen, richtig hat er von vornherein ung

1 Petri Andreae Matthioli Senensis medici Commentarii in sex libros
Pedacii Dioscoridis Anazarbei de medica materia. Venedig 1565. Praefatio:
(Angerius de Busbecke) qui annis continuis septem apud Solimanum Turcarum
imp. pro Caesare Ferdinando Oratorem egit, duo Dioscoridis antiquissnna exem-
plaria Constantinopoli secum tulit, quorum alterum Antonio Cantacuzeno patritio
Constantinopolitano . . . mei tantum iuvandi causa, mutuo accept(um) referebat.—
Die Stelle fehlt in den früheren Ausgaben des Werkes von 1554. 1558. 1560,
Busbeck hat die Handschrift also erst von seiner zweiten Gesandtschaft
mitgebracht. Vgl. Premerstein am oben (S. 24 Anm.) a. O. S. 15.
2 Correspondance politique de Guillaume Pellicier p. p. A. Tausserat
Radel T. I, Paris 1899, S. 79, 118, vorher veröffentlicht von H. Omont,
Catalogue des manuscrits grecs de G. Pellicier, in: Bibliotheque de l’Ecole
des chartes, Annee 45, 1885, S. 619. —
3 Correspondance I, S. 176; Omont a. a. O. S. 622.
i Siehe oben S. 4.
 
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