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Jacobs, Emil [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 24. Abhandlung): Untersuchungen zur Geschichte der Bibliothek im Serai zu Konstantinopel, 1 — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37730#0043
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Dominico von Jerusalem.

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gewendet1. 1593 ist er zum Christentum übergetreten2. Als ober-
sten Revisor bei der Zensurkommission hebräischer Schriften und
im Dienste des Herzogs von Mantua finden wir ihn dann von 1595
an in dieser Stadt3. Von Mantua berief ihn, etwa 1606, Kardinal
Federico Borromeo als Lehrer des Hebräischen in dem soeben von
ihm gegründeten Collegium Ambrosianum und — was uns hier
besonders interessiert — als Helfer bei der Erwerbung von
Handschriften für die Bibliotheca Ambrosiana nach Mailand4.
Mit Antonio Salmazia ist dann Dominico im August 1607 über
Venedig nach Korfu gereist, um für die Ambrosiana aufzukaufen,
was irgend zu haben war, ist aber im November dieses Jahres
bereits zurückgekehrt5 und bald darauf, etwa 1609, dem Jahre,
das dem päpstlichen Hofe den Besuch einer persischen Gesandt-
schaft brachte, vielleicht erst 1610 nach Rom übergesiedelt6, eben
zu der Zeit, als Papst Paul V. in einer besonderen Bulle die Not-
wendigkeit des Studiums des Hebräischen verkündete7. Hier hat
er als Zensor jüdischer Schriften, bis 1619, und gleichzeitig als
Lehrer des Hebräischen am Kollegium der Neophyten bis zu seinem
Tode, Ende 1622, gewirkt8.
1 Popper, Censorship, S. 140f.; Moritz Stern, Urkundliche Beiträge
über die Stellung der Päpste zu den Juden, Heft I, Kiel 1893, S. 165 nr. 158.
2 Dominico bei Parisotti a. a. O. S. 342, Guidi a. a. O. S. 176.
3 Popper, Censorship, S. 77ff.
4 Petri Pauli Boschae de origine et statu Bibliothecae Ambrosianae
Hemidecas, Mailand 1672, S. 15; das seltene Buch ist wieder abgedruckt in
Graevius’ Thesaurus antiquitatum et historiarum Italiae T. IX N. 16 mit
Angabe der Seitenzahlen der Originalausgabe, die ich zitiere. — Dominico
bei Parisotti a. a. O. S. 3421'., Guidi a. a. O. S. 176f. — Noch im November
1605 ist er in Mantua, Boscha a. a. O. S. 8,15. Ceruti (s. Anm. 6) S. 104 A. 2.
5 Boscha a. a. O. S. 26f.
6 Um 1609 unterrichtet Dominico den späteren Bischof von Lodeve,
Jean Plantavit de la Pause, in Rom in Rabbinicis vgl. Tamizey de Larro-
que et Dukas, Lettres inedites ecrites ä Peiresc par Salomon Azubi, in: Revue
des etudes juives, T. 9, Paris 1885, S. 115 Anm. 1. Kaum früher als 1609 ist
Dominico nach Rom gekommen, vielleicht erst 1610, vgl. den Brief des Caval-
canti vom 1. Juli 1610 bei Ceruti, Bibliotheca Ambrosiana, in: Gli Istitnti
scientifici, letterari ed artistici di Milano . . . Mailand 1880, S. 137. Die Be-
ziehungen zu Borromeo sind nicht abgebrochen worden, vgl. Ceruti a. a. O.
S. 154 f.
7 Magnum Bullarium Romanum T. 3. Luxemburg 1728 S. 285f., Bulle
vom 31. Juli 1610. Vgl. A. Bertolotti, Le tipografie orientali egli orientalisti
a Roma nei secoli XVI e XVII, in: Rivista Europea. N. S. Vol. 9. Florenz
1878 S. 261.
8 Popper, Censorship S. 101. Papirio Bartoli, Agent Borromeos in Rom,
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