Prinz und Sultan Mustafa.
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gefunden hat, verpflichtet zu der Annahme, daß auch jenem, dem-
selben Kreise entstammenden Gerücht über die Seraibibliothek
ernsthafte Erkundigungen zugrunde lagen, an den Livius braucht
man deshalb noch nicht zu glauben. Und eben damals, als dieses
Gerücht über die alten Handschriftenschätze des Serai in die
Welt ging, war hinter den Mauern des Serai ein osmanischer Prinz
solche zusammenzubringen bestrebt: age de vingt-lnuict ans, d’une
taille richement belle, la Stature grande et droite, la face palle, et
maigre, la barbe noire, le menton court, le front fort estroit, et les yeux
presque hors la teste, physiognomie que peu dChommes sages ont porte
sur la face, c’est le portraict de son corps . . . il se promenoit souvent
dans les iardins du Serrail, pour soulager les ennuis de la prison,
dans laquelle il o ccupoit son plus gr and loisir ä la lecture
des bons livres ... il en estoit devenu et sgavant, et sage . . .
Woher aber hatte der Prinz und Sultan Mustafa seine grie-
chischen Handschriften ? Es ist möglich, aber nicht wahrschein-
lich, daß sie für ihn dem Schatzhaus oder der „Bibliothek“ im Serai
entnommen worden wären. Das osmanische Recht jener Zeit
kennt, so weit mir Belehrung hier möglich war, eine Scheidung
zwischen Kronfiskus und Staatsfiskus ebensowenig wie zwischen
Inventaire S. 808 f., die Gefangensetzung Harlays Inventaire S. 811. —
Baudier hatte auch Einsicht in offizielle Schriftstücke, vgl. Inventaire
S. 821, 822f. — Baudiers Inventaire ist — in allen Ausgaben — überaus
selten. Die erste Ausgabe erschien 1617: Inventaire de l’histoire generalle
des Turcz . . . depuis l’an 1300 . . . Paris, S. Chappelet 1617, 4°. — Die zweite
Ausgabe: Inventaire de l’histoire generale des Turcs ... iusques en l’annee
1617. Par le Sr. Michel Baudier de Languedoc. Et nouvellement reveu, con-
tinue et augmente depuiss ladite annee 1617, iusques ä la presente 1628 . . .
Paris, Chez Antoine de Sommerville, au Palais, dans la Petite Salle 1628, 4° ist
untergeschoben und nicht von Baudier besorgt: un komme sans nom, sans
front, et sans capacite . . . a publik ses impertinences sous le nom de cet Auteur,
pour leur donner plus de credit (Advertissement du libraire an lecteur, vor der
3. Ausgabe). Die Bibliotheque Nationale in Paris besaß diese Ausgabe bis
1901 nicht, ein Exemplar, aus Hammers Nachlaß, befindet sich in Leipzig,
Universitäts-Bibliothek: Hist. Turc. 51. Von der dritten Ausgabe: Inventaire
de l’histoire gönerale des Turcs . . . jusques en l’annee 1631 . . . Parle SrMicHEL
Baudier. . . Troisieme Edition revue et augmentöe par le mesme. Paris, —
Chez Henri le Gras et Jean Guignar au premier pillier de la grande salle du
Palais 1631, 4°, ist ein Exemplar in Göttingen, Univ.-Bibl. Hist. Turc. 858,
das einzige, das der preußische Gesamtkatalog von Baudiers Werk überhaupt
kennt. 1641 erschien noch eine 4. Ausgabe in Rouen (Paris, Bibi. Nat.), das
British Museum in London besitzt nur diese Ausgabe, der Katalog gibt als
Erscheinungsjahr 1642 an.
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gefunden hat, verpflichtet zu der Annahme, daß auch jenem, dem-
selben Kreise entstammenden Gerücht über die Seraibibliothek
ernsthafte Erkundigungen zugrunde lagen, an den Livius braucht
man deshalb noch nicht zu glauben. Und eben damals, als dieses
Gerücht über die alten Handschriftenschätze des Serai in die
Welt ging, war hinter den Mauern des Serai ein osmanischer Prinz
solche zusammenzubringen bestrebt: age de vingt-lnuict ans, d’une
taille richement belle, la Stature grande et droite, la face palle, et
maigre, la barbe noire, le menton court, le front fort estroit, et les yeux
presque hors la teste, physiognomie que peu dChommes sages ont porte
sur la face, c’est le portraict de son corps . . . il se promenoit souvent
dans les iardins du Serrail, pour soulager les ennuis de la prison,
dans laquelle il o ccupoit son plus gr and loisir ä la lecture
des bons livres ... il en estoit devenu et sgavant, et sage . . .
Woher aber hatte der Prinz und Sultan Mustafa seine grie-
chischen Handschriften ? Es ist möglich, aber nicht wahrschein-
lich, daß sie für ihn dem Schatzhaus oder der „Bibliothek“ im Serai
entnommen worden wären. Das osmanische Recht jener Zeit
kennt, so weit mir Belehrung hier möglich war, eine Scheidung
zwischen Kronfiskus und Staatsfiskus ebensowenig wie zwischen
Inventaire S. 808 f., die Gefangensetzung Harlays Inventaire S. 811. —
Baudier hatte auch Einsicht in offizielle Schriftstücke, vgl. Inventaire
S. 821, 822f. — Baudiers Inventaire ist — in allen Ausgaben — überaus
selten. Die erste Ausgabe erschien 1617: Inventaire de l’histoire generalle
des Turcz . . . depuis l’an 1300 . . . Paris, S. Chappelet 1617, 4°. — Die zweite
Ausgabe: Inventaire de l’histoire generale des Turcs ... iusques en l’annee
1617. Par le Sr. Michel Baudier de Languedoc. Et nouvellement reveu, con-
tinue et augmente depuiss ladite annee 1617, iusques ä la presente 1628 . . .
Paris, Chez Antoine de Sommerville, au Palais, dans la Petite Salle 1628, 4° ist
untergeschoben und nicht von Baudier besorgt: un komme sans nom, sans
front, et sans capacite . . . a publik ses impertinences sous le nom de cet Auteur,
pour leur donner plus de credit (Advertissement du libraire an lecteur, vor der
3. Ausgabe). Die Bibliotheque Nationale in Paris besaß diese Ausgabe bis
1901 nicht, ein Exemplar, aus Hammers Nachlaß, befindet sich in Leipzig,
Universitäts-Bibliothek: Hist. Turc. 51. Von der dritten Ausgabe: Inventaire
de l’histoire gönerale des Turcs . . . jusques en l’annee 1631 . . . Parle SrMicHEL
Baudier. . . Troisieme Edition revue et augmentöe par le mesme. Paris, —
Chez Henri le Gras et Jean Guignar au premier pillier de la grande salle du
Palais 1631, 4°, ist ein Exemplar in Göttingen, Univ.-Bibl. Hist. Turc. 858,
das einzige, das der preußische Gesamtkatalog von Baudiers Werk überhaupt
kennt. 1641 erschien noch eine 4. Ausgabe in Rouen (Paris, Bibi. Nat.), das
British Museum in London besitzt nur diese Ausgabe, der Katalog gibt als
Erscheinungsjahr 1642 an.