Die Corvina.
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Vernichtung oder Verschleuderung der Bibliothek stattgefunden
hat, die Frage endlich, wann die im Serai aufgefundenen Corvina-
Handschriften dorthin gekommen sind, diese Fragen stehen zur
Behandlung, geschweige endgültigen Entscheidung hier nicht. Son-
dern nur darauf kommt es mir hier an, eine Antwort auf die Frage
zu geben: war es im 16. Jahrhundert bekannt, daß Cor-
vina-Handschriften im Serai lagen? Die Antwort lautet:
Nein! Mit dieser einfachen Feststellung darf ich mich natürlich
hier nicht begnügen, und bei der eingehenden Begründung wird es
nicht zu vermeiden sein, auch die oben erwähnten Fragen wenig-
stens zu streifen1.
Mit dem Tode ihres Stifters erlosch der Glanz der corvinischen
Bibliothek, unter seinen Nachfolgern, den Königen Wladislaus II.
(1490 — 1516) und Ludwig II. (1516—1526) wurden ihr viele Hand-
schriften entfremdet2. In der Schlacht von Mohacs, 29. August
1526, fand Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen, den Tod,
am 11. September 1526 zog Sultan Sulejman in Ofen ein, das er
am 24. September bereits wieder verließ. Am 16. Oktober 1526
wurde Johann Zapolya in Tokai zum König von Ungarn ausge-
rufen, am 16. Dezember 1526 Ferdinand in Presburg zum König
von Ungarn gewählt. 1527 begannen die Kämpfe zwischen den
beiden Königen. In der zweiten Hälfte des August dieses Jahres
kam Ferdinand nach Ofen, am 28. Oktober verließ er es wieder3.
Als Burghauptmann blieb mit einer kleinen Besatzung Thomas
Nadasdy zurück. Zwei Jahre später, am 8. September 1529 nahm
Sulejman Ofen zum zweitenmal ein. Von nun an war Johann
Zapolya Ofens und Ungarns Herr von des Sultans Gnaden. Die
nach Zapolyas Tode, 22. Juli 1540, aufs neue offene ungarische
Frage entschied Sulejman mit dem Schwert. Am 1. September 1541
fiel Ofen und Ungarn endgültig in die Hände der Türken, am
2. September zog der Sultan in die Stadt ein, am 5. September
verließ die Königin Isabella das Schloß, das von Janitscharen
1 Über die corvinische Bibliothek s. Wilhelm Weinberger, Beiträge
zur Handschriftenkunde I. (Die Bibliotheca Corvina) Wien 1908 (Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-
Historische Klasse, Bd. 159, Abt. 6.)
2 Weinberger a. a. O. S. 7.
3 CasparUrsini Velii de Bello Pannonico libri X ed. Kollar, Wien 1762,
S. 19, 35.
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Vernichtung oder Verschleuderung der Bibliothek stattgefunden
hat, die Frage endlich, wann die im Serai aufgefundenen Corvina-
Handschriften dorthin gekommen sind, diese Fragen stehen zur
Behandlung, geschweige endgültigen Entscheidung hier nicht. Son-
dern nur darauf kommt es mir hier an, eine Antwort auf die Frage
zu geben: war es im 16. Jahrhundert bekannt, daß Cor-
vina-Handschriften im Serai lagen? Die Antwort lautet:
Nein! Mit dieser einfachen Feststellung darf ich mich natürlich
hier nicht begnügen, und bei der eingehenden Begründung wird es
nicht zu vermeiden sein, auch die oben erwähnten Fragen wenig-
stens zu streifen1.
Mit dem Tode ihres Stifters erlosch der Glanz der corvinischen
Bibliothek, unter seinen Nachfolgern, den Königen Wladislaus II.
(1490 — 1516) und Ludwig II. (1516—1526) wurden ihr viele Hand-
schriften entfremdet2. In der Schlacht von Mohacs, 29. August
1526, fand Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen, den Tod,
am 11. September 1526 zog Sultan Sulejman in Ofen ein, das er
am 24. September bereits wieder verließ. Am 16. Oktober 1526
wurde Johann Zapolya in Tokai zum König von Ungarn ausge-
rufen, am 16. Dezember 1526 Ferdinand in Presburg zum König
von Ungarn gewählt. 1527 begannen die Kämpfe zwischen den
beiden Königen. In der zweiten Hälfte des August dieses Jahres
kam Ferdinand nach Ofen, am 28. Oktober verließ er es wieder3.
Als Burghauptmann blieb mit einer kleinen Besatzung Thomas
Nadasdy zurück. Zwei Jahre später, am 8. September 1529 nahm
Sulejman Ofen zum zweitenmal ein. Von nun an war Johann
Zapolya Ofens und Ungarns Herr von des Sultans Gnaden. Die
nach Zapolyas Tode, 22. Juli 1540, aufs neue offene ungarische
Frage entschied Sulejman mit dem Schwert. Am 1. September 1541
fiel Ofen und Ungarn endgültig in die Hände der Türken, am
2. September zog der Sultan in die Stadt ein, am 5. September
verließ die Königin Isabella das Schloß, das von Janitscharen
1 Über die corvinische Bibliothek s. Wilhelm Weinberger, Beiträge
zur Handschriftenkunde I. (Die Bibliotheca Corvina) Wien 1908 (Sitzungs-
berichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-
Historische Klasse, Bd. 159, Abt. 6.)
2 Weinberger a. a. O. S. 7.
3 CasparUrsini Velii de Bello Pannonico libri X ed. Kollar, Wien 1762,
S. 19, 35.