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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0006
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Johannes Ficker:

glichen. Dessen Name war auf der Innenseite der vorderen Einband-
decke geschrieben, ebenda stand der Spruch: posteriora mea
videbis, faciem meam non videbis [Ex. 33, 23]. Alle übrigen
handschriftlichen Einträge zeigten Luthers Hand. Auf der Innen-
seite der hintern Einbanddecke las man die in den Tischreden
des öftern aufgenommene Erzählung1: Anno 1518 absolvit me
D. Staupitius ab obedientia ordinis et deliquit me Deo soli Augustae.
Anno 1519 excommunicavit me Papa Leo ab Ecclesia sua. Et sic
secundo ab ordine absolutus sum. Anno 1521 excommunicavit me
Caesar Karolus ex imperio suo. Et sic tertio sum absolutus. Die
anschließenden Psalmenworte: Dominus autern me assumpsit2
(27, 10) waren zerstört. Auf dem Titelblatte stand am Kopfe
von Luthers Hand: Anno 1483 natus ego. Auch das ist in den
Tischreden verzeichnet3 4, wie wiederholt auch in diesen Beziehung
genommen ist auf den an den Rand jener Titelseite geschriebenen
Spruch aus Jesaja (42, 3): Arundinem quassatam non confringet
et linum fumigans non extinguetl Über die Zeilen des hebräischen
Vorworts hatte Luther die lateinische Übersetzung geschrieben.
Die Glossen würden sich als sein Werk ausweisen, auch wenn die
Handschrift nicht ausdrücklich benannt wäre5. Sie verbreiten sich
über das ganze Psalterium, befassen sich aber nur mit einem Drittel
der Psalmen, bei einigen mit mehreren, bei den meisten nur mit
einem Verse oder einzelnen Worten — die oder deren Stämme
einigemal in hebräischer, einmal in lateinischer Schrift wieder-
holt sind •—, der Mehrzahl nach lateinisch, öfters sind deutsche
und lateinische gemischt. Es sind Übertragungen hebräischer
Worte oder ganzer Sätze in verschiedenen Fassungen, die in wieder-
holten Ansätzen, bis zu drei, gewonnen sind, bis Luther den ihm
zusagenden gefunden hatte: et hoc melius est. Oder es sind, wie
es seine Gewohnheit war, zur Erklärung einzelner Ausdrücke
Parallelstellen aus den Psalmen, aus anderen alttestamentlichen
1 Tischreden W. A. 1, n. 409, vgl. 225; 884; 2, n. 2250; vgl. 2455a. b.
2 Daß es dieser Spruch war, geht aus n. 225 und 2250 der Tischreden
hervor.
3 2, n. 2250.
4 Tischreden 1, n. 917. 1068; 2, n. 1571; 3, n. 3068. Als ein offenbar
sehr geläufiges Wort hier nur abgekürzt zitiert.
5 Die Wiedergabe der Glossen bei Groddeck ist gut; einige Lesefehler
sind leicht zu verbessern (zu 55, 22 ist z. B. iacula für vincula zu lesen), ein-
mal erklärt er, ein Wort (Ps. 81) nicht haben lesen zu können; er schreibt es
genau so wie er es las (s. u. S. 10, Anm. 6).
 
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