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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0021
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Hebräische: Handpsalter Luthers.

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Wie langsam Luther in die Grundsprachen der Bibel ein-
dringt, beweist seine Zurückhaltung den Schriftzeichen gegenüber,
den griechischen wie den hebräischen. Nur spärlich sind in den
ersten Jahren die Wörter, die er in griechischen Buchstaben schreibt,
seit den beiden Wörtern, die er in seiner Vorlesung über den
Römerbrief griechisch geschrieben hatte1. Stetig geht er aber auch
hierin weiter. In den Vorlesungen über den Galater- und den
Hebräerbrief arbeitete er auch im Kolleg selber mit griechischen
Schriftzeichen2. Mit' Melanchthons Wirken beginnt bei ihm die
Verwendung der griechischen Buchstaben regelmäßiger und um-
fänglicher zu werden. Er wird mit der Sprache vertrauter. Es
wurde besonders förderlich für ihn, daß Melanchthon alsbald
nach Beginn seiner ausgebreiteten humanistischen Arbeit in Witten-
berg, auch für die Erwerbung einer Septuaginta Sorge getragen
hatte. Luther hat sie sogleich (in den Operationes in psalmos)
verwendet. Noch zurückhaltender ist Luther dem hebräischen
Grundtexte gegenüber gewesen, obgleich er sich seit viel längerer
Zeit mit dem Hebräischen beschäftigt hatte. Sein wissenschaft-
licher Sinn drängte auch hier unablässig weiter. In der Vorlesung
über den Hebräerbrief — vereinzelt auch in dem Kolleg über den
Galaterbrief — beschäftigt er sich mit der Vergleichung und Be-
deutung von hebräischen Worten. Er führt hebräische Formen an,
flektiert auch hebräische Verba. Worte aus Psalmenstellen sind
es. An den Psalmen lernt er auch hier. Aber die hebräischen
Worte sind alle mit lateinischen Schriftzeichen geschrieben, ein-
mal mit griechischen3. Nur langsam hat sich Luther von dieser
mittelalterlichen Gewohnheit freigemacht. Erst in den Opera-
tiones in psalmos schreibt er Wörter in hebräischen Buchstaben.
Es ist nur der äußere Beweis dafür, daß Luther mit den Opera-
tiones eine Verwertung und Behandlung des Grundtextes selbst
sogleich von Anfang an begonnen hat, so wie er jetzt auf die
1 S. auch für die Hebräerbriefvorlesung' Meissinger, Luthers Exe-
gese in der Frühzeit, 1911, S. 65. Über Luthers Studium des Hebräischen
und seine sprachlichen Kenntnisse in jener Zeit vgl. auch Scheel, Martin
Luther II, 1917, S. 227 ff.
2 In der studentischen Nachschrift der Vorlesung über den Galaterbrief
die v. Schubert herausgegeben hat, 1918 (Abhandlungen der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften Phil.-hist. Klasse 5), zu 2,8, S. 39. Starke
Benutzung des griechischen Wörterbuches läßt sich erkennen, wie schon
im letzten Teile der Römerbriefvorlesung Luthers.
3 A. a. O. S. 48, Bl. 17b, zu Gal. 3, 3.
 
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