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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0022
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22

Johannes Ficker:

Erschließung des strengen Wortsinnes sein schärfstes Augenmerk
richtete und nach ihr die Väterautoritäten und seine eigene erste
Psalmenauslegung beurteilte. Der „Hebraeus“ ist ihm jetzt der
von ihm selbst befragte Grundtext. Er hat es selbst bezeugt,
wie er sich um sein Verständnis bemüht hat: Non credis, quantum
aliquando mihi vel unus versus praebeat negotii1. Freilich hat er
nur an drei Stellen seinen Operationes hebräische Worte einge-
setzt, während sonst alle hebräischen Wörter mit lateinischen
Lettern geschrieben sind. Im Originaldrucke Grunenbergs sind
diese hebräischen Worte weggeblieben: einmal ist das Wort über-
haupt unterdrückt, zweimal sind Lücken gelassen2, geradeso wie
auch in Böschensteins hebräischer Grammatik, die noch 1518
bei Grünenberg erschienen war, für die hebräischen Worte
freier Raum geblieben ist3. Dagegen hat Grunenberg im Drucke
von Melanchthons erster Rede in Wittenberg die hebräischen
Worte durch unförmliche Holzschnitte, die ganz aus der Zeilen-
norm herausfallen, wiedergegeben4. Bis Melanchthon kam und
Luther ins Griechische selbst tiefer hineingeführt wurde, war
Johann Lang sein Berater und seine Autorität in der Wissenschaft
der Sprachen. Mit ihm stand er von alter Arbeitsgemeinschaft
her gerade bei seinen hebräischen Studien und Arbeiten in mancher-
lei Austausch. Längs Geschenk des Psalterdruckes an Luther
steht in diesem lebendigen Zusammenhänge; wiederholt sendet
Luther Gegengaben. Er übersendet dem Ordensgenossen seine
erste Übersetzung der Bußpsalmen zur Durchsicht5 und wünscht
1 An Spalatin, Enders 2, S. 319. Die Äußerung über die alten Aus-
leger: a sensu literae quandoque remotissima, und über seine erste Psalmen-
arbeit, s. W. A. 5, S. 22.
2 Bl. Xiiii und Ylb (Exemplar der Berliner Königlichen Bibliothek)
W. A. 5, S. 184, 7 und 186, 39 (Lücke für ni/P); S. 250 YIH.
3 Corpus reformatorum, Melanchthon, 1, p. 54. In Bartholomaeus
Caesars [Keyser] Elementale hebraicum, der ersten in Leipzig-—-bei Lotter
gedruckten hebräischen Grammatik sind die hebräischen Buchstaben
handschriftlich ergänzt (Exemplar in der Bibliothek der deutschen Morgen-
ländischen Gesellschaft in Halle). Der Druck ist zwischen 1511 und 1520
ausgeführt, ist aber eher an 1511 als an 1520 heranzurücken. In dem Drucke
des Elementale hebraicum von Schumann in Leipzig, herausgegeben von
Philippus Novenianus, 1520, ist das Hebräische mit Holzschnitt wieder-
gegeben. Nach freundlicher Mitteilung von Otto Günther.
4 De corrigendis adulescentiae studiis Bl. iib, Exemplar in der König-
lichen Bibliothek in Berlin. Vgl. Corpus reformatorum, Melanchthon, 1, 24.
5 Enders 1, S. 87.
 
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