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Ficker, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 5. Abhandlung): Hebräische Handpsalter Luthers — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37682#0024
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Johannes Ficker:

mag mitgesprochen haben1. Wo solche Rücksichten wegfallen, wie
in dem Briefe an Pellikan (Ende Februar 1521), in dem er über
seine Psalmenarbeit spricht und auf sprachliche Irrtümer zurück-
blickt, schreibt Luther ungescheut wiederholt alttestamentliche
Worte mit hebräischen Schriftzeichen2.
Ein Vergleich mit dieser fortgeschrittenen Übung rückt jene
ersten graphischen Versuche im Hebräischen um beträchtliche
Zeit früher zurück und ebenso weist die Sicherheit, mit der Luther
hier auf frühere Versuche zurücksieht, und die Selbständigkeit
die er hier schon den Fachgelehrten gegenüber gewonnen hat,
etwa in Ps. 22 mit der Stellung zu Ausführungen Capitos in seiner
hebräischen Grammatik3, seine erste Arbeit am Drucktexte des
hebräischen Psalters dem Beginne seiner Arbeit der Operationes
zu: es war die Vorarbeit, die er tat, um sich für seine wissenschaft-
liche Behandlung der Psalmen einen reinen Grundtext zu sichern;
sie wurde ihm zugleich zur Übung, um die Schriftzeichen des
Grundtextes selbst zu meistern. Sein Handpsalter hat ihm für
diese Vorarbeiten gedient. Während seiner neuen Arbeit selbst
hat er, wie ersichtlich, eine vollständige Bibelausgabe benützt.
Daneben hat er auch, wie er überhaupt mit einem beträchtlichen
wissenschaftlichen Apparate arbeitete, sein Psalterium zur Hand
gehabt. Das geht aus der Gegenüberstellung der „tota Biblia“
hervor4, und ebenfalls muß Luther bei Ps. 10, 4 die Lesart des
Handpsalters vor sich gehabt haben5. Auch die Art, in der Ps. 22,

1 Noch die letzte Lieferung' des Psalmenwerks, Ps. 22, zeigt, daß die
CriuNENBERGsche Druckerei über keine hebräischen Lettern verfügte. (Exem-
plar der Operatio in ps. XXI aus der Druckerei Grunenbergs in der Königl.
Bibliothek in Berlin.) Die erste — pETRische — Ausgabe hat hebräische
Lemmata, die genau den im Texte mit lateinischen Buchstaben wieder-
gegebenen hebräischen Worte und Buchstabenbeschreibungen entsprechen;
hebräische Worte sind auch (W. A. 5, S. 636) den lateinischen Übersetzungen
zugefügt. Vielleicht sind die hebräischen Zutaten von Pellikan zugesetzt.
In den lateinischen Lemmata wird LuTHERsches Gut sichtbar. Der Witten-
berger Druck (1523) hat alle Lemmata und alle hebräischen Worte weg-
gelassen.
2 Der Brief bei Enders, 3, S. 92 ff. S. auch die Nachworte zu Ps. 20
und Ps. 22 der Operationes.
3 Die Benützung der Hebraicae Institutiones, 1518, ist besonders deut-
lich Bl. B (vgl. W. A. 5, S. 634) und Bl. Hff. (vgl. W. A. 5, S. 632ff.), vgl.
Bl. D 4 und G 4.
4 W. A. 5, S. 635.
5 S. 331.
 
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