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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0065
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Agatharchidea.

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glaubte (sehr wider Plato), der konnte, weil Plato das βρεχόμενον
wieder in ομίχλη und καπνός teilt, auf die Sechszahl kommen, und
das bedeutet wohl die Lesart εξ in A (wie es scheint) und in
ς, statt έκ in B und Acorr. (om, Suidas).
Geschmacksempfindungen unterscheidet der Anonymus
neben den extremen γλυκύ und πικρόν fünf, also im ganzen sieben
γλυκύ πικρόν οξύ δριμύ σομφόν άλυκόν στρυφνόν. Sieben hat
auch Plato 65 G ff., und zwar die gleichen, bis auf αύστηρόν
statt σομφόν, während Aristoteles acht hat (αίσθ. 442 a 12 ff.;
Psych. 422 b 10 ff.), und zwar zwei Paare άπλα, nämlich
γλυκύ und λιπαρόν, πικρόν und αλμυρόν und vier μεταξύ, nämlich
δριμύ αύστηρόν στρυφνόν οξύ.. Auffällig ist nun gewiß in unserem
Texte jenes σομφός, das, wie wir beim Gehör sahen, „schwammig“
oder „dumpf“ bedeuten würde; ferner wäre befremdlich, daß der
Verfasser nicht mit Aristoteles gehen und das 'Fettige’ ganz aus-
gelassen haben sollte. Auch kann, wie die Reihen zeigen, αύστη-
ρός nicht gefehlt haben. Wirklich zeigt nun der Text bei Suidas
die Achtzahl, und zwar stehen da gerade für das scheinbar un-
mögliche σομφός zwei Worte, d. h. vor diesem (mit vl. σοφός)
noch das Wort für das „Adstringierende“ στυφός (verderbt zu
στυφός und στυμφύς; doch vgl. den von Jäger, Nemesios 36,
angeführten Galen VIII 87 K.: αύστηρόν στρυφνόν στυφόν δακνώδες
άλμυρόν γλυκύ πικρόν). Das ist aber nicht etwa eine Spur
der richtigen Achtzahl, wie sie denn auch bei dem von unserem
Photiustext abhängigen Suidas nicht zu erwarten wäre, sondern
nur ein erst in der Suidasüberlieferung auftretender Verbesse-
rungsversuch für σομφός. Für das notwendig hinzuzunehmende
und bei Photius wohl nur versehentlich ausgelassene αύστηρός
kann σομφός nicht stehen, mir scheint es echt und ein freilich
unglücklich gewählter Ausdruck unseres Verfassers für das
fehlende aristotelische λιπαρός. Aristoteles nennt (vgl. Bonitz’
Index) weiches, schwellendes Fleisch σάρξ σομφή. Freilich
ist dafür wohl maßgebend, daß es wie die Schwämme nicht
πυκνή sondern μεστή πόρων ist, aber es lag denn doch nahe,
das Schwammig-schwellende auf das Fette zu übertragen, indem
sich die Tastempfindung an die Stelle der Geschmacksempfindung
eindrängte, wie ja gerade auf diesem Gebiet der Empfindungen
Austauschbezeichnungen von jeher und zu allen Zeiten geläufig
sind („der Töne süßes Licht“ bei Goethe).

Sitzungsberichte der Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1919. 7. Abh.

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