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Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0050
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50

Heinrich Vogt:

das Metonsche Datum feststellte. Umgekehrt: er las am bekannten
Datum aus dem Parapegma die Fixsternphase mühelos und gläubig
ab. Was sie durch diese Ablesung erwarben, wird für die aller-
meisten ein Wortwissen geblieben sein. Schulbetrieb und Arat-
lektüre mögen Verständnis und Interesse für Himmelsvorgänge
geweckt haben, aber Vertrautheit mit den Himmelserscheinungen
durch fortlaufende oder gelegentliche Beobachtung ist gewiß nur
in sehr beschränktem Umfange vorhanden gewesen. Sonst wären
die vielen falschen Phasenangaben in Literatur und Stein unerträg-
lich gewesen und hätten nicht von Geschlecht zu Geschlecht, von
Breite zu Breite weitergeführt werden können, um schließlich als
„poetische“ Auf- und Untergänge zu einem bloßen Schmuck der
Rede herabzusinken. Für die meisten Benutzer der Parapegmen
dürften die Fixsternphasen nicht an sich wissenswert gewesen sein,
sondern nur durch ihre Verknüpfung mit den Episemasien; geradeso
wie heute die Mondphasen im Volke nur soweit Interesse finden,
als man ihnen die Verantwortung für das Wetter aufbürden kann.
Ptolemäus ist des Glaubens, daß die Fixsternphasen das
Wetter nicht nur anzeigen, sondern beeinflussen. Zwar begrenzt
er den Wert der Fixstern-Episemasien durch den überragenden
Einfluß von Sonne, Mond und Planeten, ihrer Stellungen in der
Ekliptik und zueinander (Synt. II, 204, 5 — 15 Phaseis 10, 17 bis
12, 12 Tetrabiblos I, 4) als „nicht unveränderlich und in allen
Fällen, sondern meist wirksam, wofern nicht eine der vielen Ur-
sachen dagegen wirkt“ (Phas. 10, 19 — 22).
Auch rechnet er in der Syntaxis die Fixsternphasen nur bedin-
gungsweise zu den Ursachen der AVetteränderungen: εάν γε ταύταις
καί μη ταΐς του ζωδιακού τόποις προσάπτη τις τήν αιτίαν (II, 204,
7—8); in den Phaseis aber sind sie ihm bestimmt nicht nur σημεία,
sondern, freilich neben vielen anderen, αίτίαι: τρέπεσθαι μέν γάρ
πως οίητέον τάς των αέρων καταστάσεις καί παρά τούς έκκειμένους
των άπλανών προς τον ήλιον σχηματισμούς (10, 22 — 25). Er ersetzt
die schwachen und die zusammengesetzten Gestirne durch helle
Einzelsterne, weil die undeutlichen Phasen der ersteren den Anlaß
des Wetterwechsels nicht deutlich erkennen lassen; und was
durchschlagend ist: weil nur den Hellen, nicht den Schwachen
„zuzutrauen ist, daß sie durch ihre Größe einen Wandel gegen das
Bestehende durchzusetzen vermögen“ (ών έκάστου καί το μέγεΈος
άξιόπιστον άν εί'η προς το δύνασΕαί τινα τροπήν προς το περιέχον
άπεργάσασΕαι 13, 10 —12).
 
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