Metadaten

Vogt, Heinrich; Ptolemaeus, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 15. Abhandlung): Griechische Kalender, 5: Der Kalender des Claudius Ptolemaeus — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37782#0053
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Der Kalender des Claudius Ptolemäus.

53

Globushimmel abgelesen ist. Auch sonst sind die Fälle nicht selten,
in denen Himmelsbeobachtung sich als unwahrscheinlich oder
unmöglich, Globusablesung als zulässig erweist; z. B. 31: α Argus
SpU 14. 4 Beobachtung 7,4, Globus 9,7, 112 = 9,4; 416: oc Centauri
SpA 13.5 Beobachtung 2,1, Globus 5,1, Η'3=7,1. Dabei ist stets
festzuhalten: die Himmelsbeobachtung läßt das Datum primär
erkennen oder wenigstens vermuten; Rechnung und Globus aber
erschließen sekundär das Datum aus dem durch Beobachtung
bekannten oder durch Analogie oder irgendeine Regel als bekannt
vorausgesetzten Sehungsbogen.
Der einzige Ptolemäische Stern, für den Antiochus gar kein
Phasendatum angibt, ist yOrionis. Das ist aber gerade derjenige,
für den die heliazischen Bestimmungen des Ptolemäus die fehler-
haftesten von allen, die Sehungsbogen viel zu klein sind (s. S. 37).
Sollte Antiochus ihn vielleicht deshalb weggelassen haben, weil er
nicht an den Ptolemäischen Daten und nicht in ihrer Nachbarschaft
die Phasen des Sterns am Himmel auffinden konnte ?
Wird für einzelne Fälle (40: ocOrionis SpU 11.5; 34: ß Orionis
SpU 28. 4; 117a u. 117b: α Aquilae FA 30. 12 u. 31. 12; 116a:
aAndromedae SpU 23. 2) die Breite von Oberägypten statt der
von Unterägypten zu gelassen, so erweisen sich als unbedingt falsch
nur 3 der an Ptolemäus angelehnten ägyptischen Daten des Antio-
chus: 16b u. 19b: α Piscis Austr. FA 25.2 u. 3. 3 (Sehungsbogen
—1,8 u. +1,6) und 84: α Coronae FA 5. 10 (1,8). Diese Verläßlich-
keit steht in scharfem Gegensätze zu der Unzuverlässigkeit der
Daten, welche Antiochus Vulgärkalendern entlehnt hat. Nur 1/i
aller dieser Daten geben die Erst- oder Letztphase richtig an; in 1/6
aller Fälle ist Auf- oder Untergang des Sterns zwar sichtbar, aber
er ist nicht der erste oder letzte; in 5/9 aller Fälle ist die behauptete
Phase nicht sichtbar.
Läßt man das auf die geänderten Ptolemäischen Phasen
gegründete Urteil auch für die ungeänderten gelten, so dürfte die
Arbeitsweise des Antiochus in folgender Weise zutreffend charak-
terisiert werden: Er hat die Vulgärphasen'ohne Kritik der
Tradition entnommen. Die Phasen des Ptolemäus hat er
im allgemeinen der Nachprüfung teils durch Himmels-
beobachtung, teils durch Rechnung oder Globusable-
sung unterzogen. Für die Phasen 1. Größe stellt er im
Durchschnitt dieselben Sichtbarkeitsbedingungen wie
Ptolemäus, für die 2. Größe fordert er größere Sehungs-
bogen.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften