Metadaten

Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 4. Abhandlung): Das altaegyptische Schlangenspiel — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37771#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das altägyptische Schlangenspiel.

19

auf seiner Fahrt (von einer feindlichen Schlange) gefährdeten Gotte
die zauberkundige Isis die m/m-Schlange als mächtigen Helfer
gebracht hat1.
Übrigens bleibt noch zu erwägen, wer die merkwürdige Gott-
heit ist, die auf dem Sarge des Spj mit von vorn gesehenem Gesichte
dargestellt ist. „Osiris“, wie Lacau meint, scheint mir sehr unwahr-
scheinlich — er wird nie so dargestellt. Dasselbe gilt für den Sonnen-
gott, an den man des Zusammenhanges wegen denken könnte.
Mir scheint vielmehr, daß es der Mhn selbst ist, der hier als Gott-
heit menschliche Gestalt angenommen hat. Die als Schlangen
gezeichneten Seitenteile seiner Krone und die auf den Widder-
hörnern aufliegende Doppelschlange sprechen für diese Vermutung,
und ebenso die Inschrift auf der Vorderseite des Thrones, die
diesem die Dauer von „Millionen von Jahren“ zuschreibt, ebenso
wie im 131. Spruche des Totenbuches dem Mhn eine Dauer von
„Millionen, ja 2 Millionen Jahren“ zugeschrieben wird2 3.
Von diesem letzten Beispiel aus dem m. R. abgesehen, ist es
nun für alle bisher angeführten mhn-Schlangen charakteristisch,
daß ihr Bild mehrere, z. T. vielfache Windungen aufweist. In der
Schrift erscheint hieroglyphisch hinter ihrem lautlich ausgeschrie-
benen Namen bisweilen das Zeichen VIA. 3^ meist aber ein Zeichen,
das die in den Darstellungen dieser Schlangen sich findenden Win-
dungen wiedergibt, und das gelegentlich4 einer Spirale sehr nahe
kommt.
Der Gedanke liegt nahe, daß das starke Geringeltsein, das
allen diesen Schlangen gemeinsam ist, mit dem ebenfalls allen
gemeinsamen Namen mhn irgendwie in Zusammenhang stehe. Und

1 Sollte Horus in dem Texte des mittl. Reiches als Sonnengott gedacht
sein, dem seine Mutter Isis, die Himmelsgöttin (daher das Schiff, in dem er
fährt, als Schiff der Isis bezeichnet! ?), zu Hilfe kommt ? Dann wäre der nb w’j
mit Horus identisch. — Daß die Vorstellungen des Amduat auf sehr viel ältere
Zeit zurückgehen, hat man längst vermutet, vgl. Jequier, Le livre de ce
qu’il y a dans l’Hades p. 16.
2 Vgl. oben S. 15, Anm. 2. — Das.Wort hh wird hier, wie der Dual
zeigt, noch nicht in der abgeblaßten Bedeutung gebraucht, die es sonst seit
dem n. R. gewöhnlich hat, vgl. Sethe, Zahlworte, S. 11 ff.
3 Z. B. Totb. 64, 45 nach Ca. Sethosgrab IV, 45. Piehl, Inscr. II, 126C
Edfu, Rochem. I, 69. Mar. Dend. III, 44. — Die gewöhnliche „Uräusschlange“
nur in dem späthieratischen Text Berlin 3056, 7,11 (Dyn. 22).
4 Sethosgrab IV, 43 in der Beischrift neben der Schlange.

2*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften