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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 6. Abhandlung): Der Staat bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37773#0003
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Dank Mommsens1 Meisterwerk können die Angaben der Scrip-
tores historiae Augustae über den Staat mit Sicherheit geprüft
werden. An diesem Maßstab gemessen scheidet sich die echte
Überlieferung deutlich von den darüber gelagerten Fälschungen.
Keinen Anstoß bieten die Viten, die auf der lateinischen Über-
lieferung beruhen.2 Zweifel häufen sich erst, wo in der Vorlage
des Fälschers die griechische Überlieferung des dritten Jahrhunderts
übersetzt war. Schon bei Dio, der noch als römischer Annalist
schreibt, sind in den Abschnitten, die er als Zeitgenosse selbständig
gestaltet, die technischen Worte zur Bezeichnung der Vorgänge im
Staatsleben weit seltener als in der lateinischen Überlieferung.
Noch mehr widerstrebte ihre Verwendung der Kunstform der späten
griechischen Rede. Bei seinen Fortsetzern, von denen wir Herodian
noch im Original lesen, ist ihr Gebrauch auf ganz vereinzelte Fälle
beschränkt.
Der Fälscher erstrebte aber auch für diese Viten eine gleich-
mäßig römische Färbung, wie er sie bei Livius und Cicero, seinem
Vorbild des Stiles, fand. So gestaltete er seine kümmerlichen Ein-
fälle nach dem Muster der echten Viten des zweiten Jahrhunderts
und mischte darein Züge der Verfassung des vierten Jahrhunderts.
Er entnahm sie, soweit sie ein echtes Gepräge tragen, jener Fort-
setzung der von ihm bearbeiteten Viten, die bis auf Gonstantins
Alleinherrschaft reichte. Aber eben in dem Mißbrauch, den er mit
1 Seine Verteidigung der Überlieferung, Hermes 25, 228, war bei dem
Stande der Kenntnis berechtigt, notwendig und von großem Nutzen. Denn sie
zwang zu einer schärferen Prüfung, wie dies durch HEER; Die Vita Commodi;
WEBER, Die Reisen Hadrians; HiOENN, Severus Alexander; HASEBROEK, Clodras
Albimus und Pescennius Niger geschehen ist. Zwei weitere Arbeiten, von
SCHWENDEMANN, im Kriege gefallen, über die Vita Marci und von HASEBROEK,
Die Vita Severi, werden wohl bald im Drucke erscheinen. An diesen Leistungen
meiner Schüler habe ich allmählich selbst ein besseres Verständnis dieser
schwierigen Fragen erlangt. Doch müßte der Herausgeber einer der Wissen-
schaft genügenden Ausgabe das Wissen und das Können eines Mommsen und
Lach mann vereinigen.
2 Vgl. im allgemeinen Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13.

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