Metadaten

Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 6. Abhandlung): Der Staat bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1920

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37773#0011
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Staat bei den Scriptores historiae Augustae.

11

an die Spitze eines Heeres der clux ducenarius, prätorischen Ranges,
griechisch στρατηγός1. In der Vita Gallieni, deren Text dem Fäl-
scher im wesentlichen2 unbeschädigt vorlag, ist der Titel richtig
gebraucht und als solcher durch die Stellung hinter dem Namen
kenntlich gemacht. 6, 1 Marciano duce, 7, 1 Claudio duce, 13, 7
Veneriano duce, 14, 1 Heracliani dacis, dagegen 20, 23, 4 duce
Sabiniamo, 23, 13, 8 duce Dexippo. Ebenso wird 23, 14, 4 clux
Delmatarum, bei der gewaltigen Größe dieser Reitertruppe3, den
clux ducenarius bedeuten. In den früheren Viten ist clux gewöhnlich
einfach Heerführer. Nur 13, 6, 1 steht clux bellicus qui suis com-
petebat moribus, eine Übersetzung von στρατιάρχης, das Dio 77, 21
gebraucht hat. Denn es ist Theocritus gemeint, der kein Offizier
war, sondern ein Finanzbeamter, pracfectus copiarum, und von
Caracalla mit der Führung des armenischen Krieges betraut wurde.4
Auch 19, 14, 4 clux militum praetorianorum für Herocl. 7, 6, 4 κατά
την Ρώμην των στρατοπέδων προεστώς ist insoweit richtig nach
dem Sprachgebrauch der clioeletianischen Zeit, als nicht der prae-
fectus praetorio, der stand mit Maximinus dlirax im Felde, sondern
sein Stellvertreter, der agens vices praefecti praetorio5, gemeint ist.
Bei den στρατόπεδα dachte Flerodian außer an die Garde auch an
die zahlreichen anderen Truppenkörper der Hauptstadt, während
unter Diocletian die Praetoriani die einzige Truppe der Hauptstadt
bilden. Dagegen hat sich der Übersetzer versehen6, wenn er 20,
22, 8 Maecenate ex ducibus schreibt für Herod. 7, 11, 3 στρατηγικός
τό ά£ίωμα, Μαικήνας καλούμενος wo vielmehr ein vir praetorius gemeint
ist. Der Übersetzungsfehler wird begreiflicher, wenn der Übersetzer
unter Diocletian wußte, daß die cluces ducenarii am Ausgang des
dritten Jahrhunderts den Rang der Prätorier hatten. Im vierten
Jahrhundert finden wir daher den dux in allen jenen Stellungen,
die die prätorischen legati Augusti eingenommen haben7, entweder
als Generale neben den Statthaltern oder in den Grenzprovinzen
zugleich an der Spitze der Verwaltung.8
1 Rangordnung S. 189.
2 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 6, 20.
3 Rangordnung S. 191, Anm. 10.
4 Rhein. Mus. 58, 225. Ctregoire B. C. H. 33, 65. Genf. Pap. 1, 1, vgl.
Arch. f. Pap. 3. 379.
5 Rhein. Mus. 58, 223.
e MOMMSEN, Hermes 25, 223. — 7 Rangordnung S. 173.
8 Ygl. MOMMSEN, Hermes 24, 223, der freilich das eigentliche Leben
dieses Heeres nicht dargelegt hat.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften