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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 6. Abhandlung): Der Staat bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37773#0024
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24

Alfred von Domaszewski:

sich auf den Münzen des Gallus. Hier herrscht die libertas Au-
gustorum, d. h. ein der Verfassung gemäßes Regiment1, die mili-
tärischen Legenden fehlen ganz. Dagegen in der Zeit, wo der
Fälscher von einer Senatsherrschaft träumt, herrscht bereits der
reine Dominat, den Valerianus und Gallienus begründet haben.2 3
Die Finanzen.
Wie der Fälscher auch für die Finanzen des Staates die echte
Überlieferung mißbraucht, um täuschende Bilder zu erzeugen, will
ich zuerst an einer Stelle der Vita Taciti zeigen.
27, 10, 1 patrimonium suum publicavit, quod habuit in reditibus
sestertium bis miliens octingenties. pecuniam, quam domi collegerat,
in Stipendium militum vertit.3 Zunächst ist das um geschrieben
aus 3, 7, 9 patrimonium privatum in filiam contulit, sed fructus
reipublicae donavit und 1, 11, 1 reditus quoque provinciales sollerter
explorans. Der Fälscher hat demnach diese letzte Stelle von dem
kaiserlichen Privatbesitz in den Provinzen verstanden, daher 27, 10, 5
possessiones quas in Mauretania habuit erfunden. Von der staats-
rechtlichen Bedeutung des patrimonium hat er keine Ahnung. Denn
durch Übernahme des Principates wurde das patrimonium suum an
sich zu einem publicum, außer der Kaiser verfügte, wie Pius, anders.
Der Jahresertrag dieses Patrimoniums soll also 280 Millionen Se-
sterzen oder 70 Millionen Denare betragen haben und überdies soll
der Kaiser aus seinen Ersparnissen den Truppensold bezahlt haben.
Dadurch ist es möglich, die Herkunft dieser Summe nachzuweisen.
Macrinus schreibt an den Senat von der Soldsteigerung des Cara-
calla Dio 78, 36, 3 ες γάρ έπτακισχιλίας μυριάδας ετησίους την αΰΕησιν
αυτής υπό τοΰ Ταραύτου τείνειν. Das ist genau dieselbe Summe. Er
las sie also in der Vita Macrini, wo Dio übersetzt war, und dies
bestätigt der zweite Satz. Es ist wieder Caracallas Soldspende bei
Beginn seiner Alleinherrschaft.4 Der Fälscher entschloß sich um
so leichter zu dieser Anleihe, weil er absichtlich alles beseitigte, was
diesen elendesten aller Kaiser belastete.5
1 Vgl. WlSSOWA, Religion 139.
2 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 6, 18; 13, 34 und oben S. 15; vgl. Rang-
ordnung S. 189.
3 MOMMSEN, Staatsr. 2, 999, Anm. T, erklärt: „Hier wird der Fiskus
schon geradezu als Staatskasse aufgefaßt“. Davon steht aber kein Wort da.
4 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 66.
5 Heidelb. Sitzungsber. 1918, 13, 65. Epitome 22 quod Macrinus
 
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